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Unternehmensschließungen nehmen stark zu

Dr. Hans-Jürgen Hillmer

Herausforderungen im Vertriebscontrolling und im Forderungsmanagement: Kann KI helfen?

 

Wie sehr die industrielle Basis im deutschen Mittelstand schwindet, zeigt eine aktuelle Auswertung des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), die in Mannheim in Zusammenarbeit mit Creditreform erstellt wurde. Die ZEW-Experten sprechen von einem „leisen“ Industriesterben, wenn Unternehmen aus dem Markt ausscheiden. Zurück bleiben oft Forderungsbestände bei Lieferanten und Auftragsbücher mit Stornierungseintragungen.


 

Praxis-Info!

 

Problemstellung

Innenstadtbesucher sehen die teilweise dramatisch erhöhten Schließungszahlen an immer mehr leeren Schaufenstern und verwaisten Ladengeschäften. Es sind aber nicht nur Händler, konsumnahe Dienstleister und Gastronomen, die aufgeben müssen. Auch das Baugewerbe und das verarbeitende Gewerbe verzeichnen seit 2021 signifikant steigende Schließungszahlen. Allein in 2023 sind in Deutschland rund 176.000 Unternehmen geschlossen worden. Der Großteil von ihnen still und leise; lediglich 11% der Schließungen sind Folge einer Insolvenzanmeldung. Gegenüber der Schließungszahl von 2022 bedeutet das einen Anstieg von 2,3% – und zwar über alle Branchen und Unternehmensgrößen hinweg.

 

 

Problemdimensionen

Wenn auch verwaiste Ladenlokale und leere Schaufenster zunächst einmal bei vielen Menschen in ihrer Umgebung wirtschaftliche und auch emotionale Besorgnis auslösen mögen, so ist für das Forderungsmanagement und die Erlösplanung bedeutsamer, dass Schließungen in der Industrie „den Kern unserer Volkswirtschaft treffen, so Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Wirtschaftsforschung bei Creditreform, am 28.5.2024. Insbesondere ist die Anzahl der Schließungen im Baugewerbe von 2022 auf 2023 um 2,4% auf 20.000 Unternehmen gestiegen und im verarbeitenden Gewerbe sogar um 8,7% auf 11.000 Schließungen. Das ist der höchste Stand seit dem Jahr 2004.

Als alarmierend stufen die Wirtschaftsforscher ein, dass damit nicht nur die industrielle Basis schwindet, sondern dass in erster Linie forschungsintensive Branchen zurückfallen. Denn wenn innerhalb des verarbeitenden Gewerbes noch einmal nach dem Innovationsgrad unterschieden wird, fällt auf, dass die Zahl der Schließungen mit plus 12,3% in forschungsintensiven Wirtschaftszweigen deutlich stärker ansteigt als in nicht forschungsintensiven Bereichen. Der Effekt ist dort zudem besonders stark, weil den Schließungen stagnierende Gründungen gegenüberstehen. „Wenn der Bestand nicht nachwächst, steigt die Zahl der Schließungen überproportional“, erläutert die Expertin Dr. Sandra Gottschalk (Senior Researcher beim ZEW).

 

 

Lösung

Der Creditreform-Sprecher Hantzsch rät dazu, nicht so sehr auf die derzeitigen Turbulenzen bei prominenten und großen Unternehmen mit der Diskussion um eine mögliche De-Industrialisierung zu schauen, da das leise Sterben vieler kleinerer Betriebe und hochspezialisierter Unternehmen mindestens genauso folgenschwer sei. Besonders in den Fokus zu nehmen sind hohe Energie- und Investitionskosten, unterbrochene Lieferketten, Personalmangel sowie die allgemeine politische Unsicherheit, die die Wirtschaft wie ein toxischer Cocktail in Bedrängnis bringen.

Darum sind Verantwortliche in der Unternehmensführung und im Forderungsmanagement einmal mehr gefragt, den drei Maßnahmenbereichen, die schon bei der Analyse der weltweit steigenden Insolvenzzahlen im BC-Newsletter vom 29.2.2024 genannt wurden, noch mehr Aufmerksamkeit zu widmen:

  • Differenzieren Sie entsprechend der Marktlage, indem Sie den Fokus auf besonders bedrohte Branchen konzentrieren!
  • Forcieren Sie die Ingangsetzung oder Anpassung von Szenario-Planungen!
  • Konzentrieren Sie sich auf den Aufbau von Finanzreserven (insbesondere, um Umsatz- und/oder Forderungsausfälle auffangen zu können)!
  • Nutzen Sie neue Erkenntnisquellen, die über den Einsatz von KI erschlossen werden können.

Der KI-Einsatz wird zwar – wie hier – gerne empfohlen, begegnet aber in der Praxis noch vielen Bedenken und großer Unsicherheit. Dies wurde kürzlich bei der Übergabe des Jahresgutachtens der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) an den Bundeskanzler Olaf Scholz deutlich. Darin konstatiert die Expertenkommission, dass Deutschland (und die EU insgesamt) bei der Entwicklung und beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) dringend aufholen müssen. Bei KI handle es sich um eine Schlüsseltechnologie, die die technologische und ökonomische Entwicklung in den kommenden Jahren entscheidend prägen werde. Die dabei zu überwindenden Hindernisse sind der nachfolgenden Info-Grafik zu entnehmen (Quelle: ZEW Monthly Mai vom 28.5.2024, Lesehilfe: 68% der Unternehmen in der Informationswirtschaft gaben an, dass fehlende zeitliche oder personelle Kapazitäten den Einsatz von KI erschweren, im Verarbeitenden Gewerbe sogar 72%).

 

 

Abb.: Hindernisse für KI-Einsatz in Unternehmen in Deutschland 2023

 

 

Praxishinweise:

 

Dr. Hans-Jürgen Hillmer, BuS-Netzwerk Betriebswirtschaft und Steuern, Coesfeld

 

 

BC 7/2024

BC20240702

 

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