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Transformationswille: Zum Stellenwert von Nachhaltigkeit in deutschen Unternehmen

Dr. Hans-Jürgen Hillmer

Studienergebnisse vom 6.12.2023 mit Handlungsbedarf für 2024

 

Ein neu aufgebauter, deutschlandweit an Topmanager insbesondere auch aus dem Mittelstand gerichteter Nachhaltigkeitskongress endete kürzlich mit einer starken Betonung des in der Wirtschaft vorhandenen Transformationswillens. Im Rahmen des Kongresses präsentierte Befragungsergebnisse belegen, dass mehr als 50% der über 2.500 teilnehmenden Entscheider davon überzeugt sind, dass nachhaltige Geschäftsmodelle Treiber für den langfristigen Unternehmenserfolg sind.


 

Praxis-Info!

 

Problemstellung

Der mit der Themenausrichtung Transformationswille neu aufgebaute Nachhaltigkeitskongress, der sog. Sustainable Economy Summit 2023, endete am 13.12.2023 mit einer starken Botschaft aus der Wirtschaft an die Politik: „Wir sind bereit für die Transformation.“ Hinter diesem Appell der dreitägigen Veranstaltung steht ein Trägerkreis aus 13 transformativen Wirtschaftsverbänden (siehe unter https://sustainable-economy-summit.org/). Als Schirmherr der Veranstaltung kommentierte der Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, Dr. Robert Habeck: „Neue Denkansätze sind gefragt. Innovationen, Ideen und Austausch sind für eine erfolgreiche Transformation unverzichtbar.“

Wichtig für die Abschätzung des Handlungsbedarfs in 2024 dürften insbesondere die Ergebnisse desSustainable Economy Barometer 2023“ sein, die auf dem Kongress präsentiert wurden und unter https://sustainable-economy-summit.org/sustainable-economy-barometer-2023/ abrufbar sind. Sie zeigen, welche Erfolge beim Übergang auf eine nachhaltige Wirtschaftsweise bereits erzielt werden konnten, und geben damit auch bisher nicht auf den Nachhaltigkeitsumbau fokussierten Unternehmen Hinweise an die Hand, was zu tun ist, um nicht den Anschluss zu verpassen und damit die Existenz zu gefährden. 

 

 

Lösung

In dem Nachhaltigkeitsbarometer konnten folgende Kernerkenntnisse zusammengestellt werden:

(1) Mehr als die Hälfte der Entscheider ist davon überzeugt, dass nachhaltige Geschäftsmodelle Treiber für den langfristigen Unternehmenserfolg sind. Aus KMU-Sicht wichtig ist, dass es bis auf wenige Ausnahmen in den verschiedenen Unternehmensgrößen eine große Übereinstimmung der privatwirtschaftlichen Entscheidungsträger gibt.

(2) Klar ist für die befragten Entscheider, dass Unternehmen beim Thema „Nachhaltigkeit“ eine Vorbildfunktion haben. Mehr als jeder zweite Befragte gibt dies an.

(3) Der Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise wird aus Sicht der Entscheider mit Blick auf technologische Innovationen vor allem durch Fortschritte bei den erneuerbaren Energien, Innovationen im Bereich der Kreislaufwirtschaft sowie durch die Steigerung der Ressourceneffizienz erreicht. Dabei setzen Entscheider in Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden stärker auf Kreislaufwirtschaft, innovative Materialien und Fortschritte bei erneuerbaren Energien als ihre Kollegen in kleineren Unternehmen.

(4) Bei den gesellschaftlichen Entwicklungen, die den Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise beschleunigen könnten, legen die Entscheider vor allem auf eine Fokussierung auf lokale Wertschöpfungsketten und die Förderung der Bildung für Nachhaltigkeit Wert. Als konkrete Maßnahmen, die im eigenen Unternehmen bereits umgesetzt werden, nennen die Befragten insbesondere energetische Maßnahmen, die Verbesserung der Ressourceneffizienz sowie den Umstieg auf erneuerbare Energien (vgl. Grafik unten). Größere Unternehmen konzentrieren sich hierbei auf Nachhaltigkeitsstrategien, Ressourceneffizienz sowie auf Veränderungen in der Mobilität.

 

 

 

 

Abb.: Nachhaltigkeitsmaßnahmen im eigenen Unternehmen

 

 

(5) Mit Blick auf den Wirtschaftsstandort Deutschland wird die politische Unterstützung von nachhaltigem Wirtschaften als besonders wichtig erachtet. Sich von Kammern und klassischen Wirtschaftsverbänden bei der Transformation zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise ausreichend unterstützt zu fühlen, geben nur 13,3% der Befragten an. Konkrete politische Maßnahmen, die die Transformation zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise am besten unterstützen würden, sind aus Sicht der befragten Entscheidungsträger eine geringere Besteuerung nachhaltiger Produkte, der Abbau klimaschädlicher Subventionen sowie die Förderung nachhaltiger Maßnahmen. Mehr als jeder zweite Befragte wünscht sich ein umfassendes Investitionsprogramm, das nachhaltige Produkte und Dienstleistungen fördert.

 

 

Praxishinweise:

  • Wenn auch der Appell der Verbände hinsichtlich politischer Unterstützung verständlich und wichtig ist, so ist dennoch das Warten auf politische Weichenstellungen in aller Regel nicht zu empfehlen. Zu hoch ist der schon aktuell in vielfältiger Hinsicht verspürbare Nachhaltigkeitsdruck, sodass den als Entscheidungsträger im Mittelstand fungierenden oder ihnen zuarbeitenden Bilanzbuchhaltern und Controllern nur geraten werden kann, aus Kongressen oder Befragungen wie dem/der beschriebenen unmittelbar Maßnahmen abzuleiten.
  • Als für BC-Leser in eigener Sache dringliche Maßnahmen seien hier diejenigen zur Förderung des Kompetenzaufbaus über Nachhaltigkeitsthemen herausgegriffen. Das Nutzen von entsprechenden Weiterbildungsangeboten und auch der Wissenstransfer auf Kongressen sollten von Bilanzbuchhaltern, Controllern und in vergleichbaren Positionen Tätigen als Pflicht verstanden werden. Dies ist übrigens auch eigeninitiativ zu verstehen, da Arbeitsplätze bei den die Nachhaltigkeitsanforderungen missachtenden Unternehmen über kurz oder lang ohnehin unsicher werden dürften (aktuelle Berichte über zunehmende Insolvenzzahlen sprechen da eine deutliche Sprache). Zu den Maßnahmen zählen eine mögliche Mitarbeit im BVBC-AK Nachhaltigkeitsberichterstattung (siehe unter https://www.bvbc.de/arbeitskreise/ak-nachhaltigkeitsberichterstattung-csr sowie die Berichterstattung über die Tätigkeit im BC-Newsletter) ebenso wie z.B. die Teilnahme am BVBC-Bundeskongress in Bremen, der in weiten Teilen auch Nachhaltigkeitsthemen behandeln wird (siehe unter https://www.reweco.de/reweco-kongressmesse/, Programmteile am 25./26.4.2024).
  • Der Weg der deutschen Wirtschaft in der anstehenden Transformation wurde kürzlich auch im Rahmen des fünften Megatrend-Reports der Bertelsmann-Stiftung behandelt. Laut Bericht kann Deutschland nur mit einer erfolgreichen Transformation in eine „nachhaltige“ soziale Marktwirtschaft langfristig wettbewerbsfähig bleiben. In dem unter https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/publikation/did/megatrend-report-5-der-gruene-standortwettbewerb einsehbaren Bericht werden ausführlich vier wirtschaftspolitische Handlungsoptionen diskutiert, wie Deutschland vor allem durch eine erfolgreiche grüne Transformation seine Wettbewerbsfähigkeit wieder steigern kann. Empfohlen wird zunächst eine Stärkung der Koordination mit unseren europäischen Partnern; zudem gelte es, klima- und umweltschädliche Subventionen abzubauen. Um dem drohenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken, bieten sich dem Bericht zufolge eine Intensivierung und qualitative Verbesserung der Aus- und Weiterbildung an – also auch im Rahmen dieser grundlegenden Studie nochmals ein wissenschaftlich belegter Hinweis auf die oben beschriebenen Qualifizierungsnotwendigkeiten.

 

 

Dr. Hans-Jürgen Hillmer, BuS-Netzwerk Betriebswirtschaft und Steuern, Coesfeld

 

 

BC 1/2024

BC20240116

 

 

 

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