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Zukunftsanforderungen an Accountants und Controller

Dr. Hans-Jürgen Hillmer

Praxis-Eindrücke anlässlich des BVBC-Kongresses 2023

 

Sog. Buzzwords wie Big Data, Blockchain, KI, VUCA und andere mehr sind aktuell in aller Munde; viele hypen agile Arbeitsmethoden, pushen disruptive Technologien und sprechen dabei von der digitalen Transformation. Doch was genau verbirgt sich dahinter und vor allem: Was bedeutet es für Finance-Fachkräfte?


 

Praxis-Info!

 

Problemstellung

Anlässlich des BVBC-Kongresses 2023 wurde vor der offiziellen Eröffnung am 27.4.2023 schon am Vortag der sog. WIB-Kaminabend durchgeführt. Vor vollbesetzten Zuhörerreihen ging es um das Thema „Quo vadis Accountant und Controller? Zukünftige Erwartungen an die Berufsbilder“. Das Wissenschaftliche Institut des BVBC (WIB) hatte für seine Podiumsdiskussion über die zukünftigen Herausforderungen für Bilanzbuchhalterinnen wie Bilanzbuchhalter, Controller bzw. Controllerinnen und andere Finanzexperten prominente Teilnehmer gewinnen können:

  • Dr. Anja Ebert-Steinhübel (Learning Leadership Institute/IFC Ebert),
  • Stefan Kaumeier (dba – Deutsche Betriebswirtschaftliche Akademie),
  • Prof. Dr. Ludwig Hierl (DHBW Heilbronn, bpbd Consulting) und
  • Prof. Dr. Volker Steinhübel (Institut für Controlling Prof. Dr. Ebert, SRH Fernhochschule).

Behandelt wurden die folgenden Themenschwerpunkte:

  • Automatisierung und Digitalisierung
  • Spezialisten und Generalisten
  • New Work und freiberufliches Crowdworking
  • Future Skills und Kompetenzen.

    Einige der nachfolgend skizzierten Diskussionsbeiträge mögen für manche Berufslaufbahn wertvolle Impulse geben.

 

Foto: Stefan Kaumeier, Dr. Anja Ebert-Steinhübel, Prof. Dr. Volker Steinhübel und Prof. Dr. Ludwig Hierl (v.l.n.r.); vorne im Bild: Manfred Gut (Vorsitzender des WIB)

 

 

Lösung

Unter der Moderation von Professor Steinhübel wurde zunächst diskutiert, welche Veränderungswellen die Finanzexperten derzeit gerade besonders stark beeinflussen. In seinem Eingangsstatement berichtete über die Folgen der Digitalisierung für den Berufszweig Stefan Kaumeier (dba – Deutsche Betriebswirtschaftliche Akademie). Er nannte als Beispiel die Berufsrichtung „Buchhaltroniker“. Sein Appell: Die Technik hat zu dienen, nicht umgekehrt. Wichtig ist für die Finance-Fachkräfte die aktive Auseinandersetzung mit Neuerungen, nicht das passive Hinnehmen von Entwicklungen. DMS-Systeme sind zu beherrschen (keine Buchung ohne Beleg). Die Buchhaltung dürfe nicht am Ende eines Prozesses stehen, sondern am Anfang, müsse also von Beginn an einbezogen werden. Buchhalter sollten sich als Gestalter verstehen: Wo wachsen die Daten und auf welchen Wegen können sie eingesetzt werden?  Auf Systemergebnisse dürfe nicht blind vertraut werden, sondern sie müssten Plausibilisierungstests unterzogen werden.

Dr. Anja Ebert-Steinhübel (Learning Leadership Institute/IFC Ebert) ist es ein Anliegen, dass Menschen mit den einschneidenden beruflichen Veränderungen fertig werden müssen und dabei zumindest teilweise Unterstützung benötigen. Zwar gehen sehr viele Jobs durch Automatisierung verloren. Digitalisierung ist aber nur einer von den gegenwärtigen Lawinen bzw. Megatrends. Gekoppelt ist das z.B. mit der Netzwerk-Gesellschaft und New-Work-Modellen. Die Bedeutung des Informationsaustauschs in Netzwerken wurde bestätigend von Kaumeier unterstrichen. Allerdings sei insoweit, so Ebert-Steinhübel, eine Kultur der Offenheit erforderlich. In Systemen hinterlegtes Wissen müsse gemanagt werden. Der Moderator Steinhübel ergänzte aus seinem Erfahrungsbereich: „Wissensträger, die ihr Wissen nicht teilen, sind Wissensmobber.“ Wissen zu teilen, sei die Verantwortung der Zukunft, nicht mehr wie früher, Wissen zu haben.

Digitalisierung per se sei kein Wert, betonte Ebert-Steinhübel, sondern nur im Hinblick auf bestimmte Zwecksetzungen. Future Skills bezeichnen die Fähigkeiten, die in einigen Jahren erforderlich sein werden, um im Wettbewerb zu bestehen. Unverzichtbar ist ein immer größeres Spezialwissen, aber auch ein grundlegendes Allround-Wissen, um mit den Medien und Systemen umgehen zu können.

Prof. Dr. Ludwig Hierl (DHBW Heilbronn, bpbd Consulting) betonte, dass ein Verständnis der Finanzexperten für IT-Belange unerlässlich ist, jeder müsse die Programmierung verstehen und auf Plausibilität hin überprüfen können. Sonst sei man den IT-Spezialisten ausgeliefert. Mittlerweile sei eine KI erforderlich, um die KI zu verstehen. Zu überwinden sei die Angst, überflüssig zu werden. Die Entlastung von automatisierten Prozessen könne aber genutzt werden, anspruchsvollere Problemstellungen lösen zu können. Im Controlling müssen unterstützende Systeme integrativ funktionieren, nicht allein für sich. Oft aber müssen noch handgeschriebene Stundenzettel im Controlling bzw. in der Buchhaltung digitalisiert werden.

Von allen Diskutanten wurde die Notwendigkeit des lebenslangen Lebens betont. Hierl hob die Befähigung zum kritischen Diskurs hervor. Man dürfe sich nicht zu vorbehaltlos mit auf Knopfdruck erzielten Ergebnissen zufriedengeben. Oft werde bei Neueinstellungen ein – warum auch immer – niedriges Wissensniveau akzeptiert. Umso wichtiger sei es, bis zum Ende des Berufslebens lernfähig zu bleiben. Man solle als Finance-Fachkraft nicht nur die Gefahren der Digitalisierung, sondern vor allem die Chancen sehen. Vorhandenes Wissen müsse offensiv angeboten werden, so sein Appell für eine selbstständige Beratungstätigkeit. Die Nachhaltigkeitsberichterstattung sei ein gutes Beispiel, sie sei politisch gewollt und unaufhaltbar. Steinhübel ergänzte, dass die Nachhaltigkeit im Controlling schon viel früher hätte angefasst werden müssen. Ebert-Steinhübel fügte hinzu, dass es darauf ankomme, Kommunikations-Kompetenzen zu trainieren.

 

Praxishinweise:
  • Auch der Fachkräftemangel wurde in einigen Beiträgen der Podiumsdiskussion angesprochen. Die Firmen sollten sich gegensteuernd als Lernbegleiter ihrer Mitarbeitenden verstehen. Umgekehrt erwarten junge Nachwuchskräfte ein innovatives Arbeitsumfeld. Was für diese unverzichtbar ist, sollte auch manchem Dornröschen-Schlaf bereits langjährig tätiger Finance-Fachkräfte ein Ende setzen können.
  • Dass in Zeiten des Fachkräftemangels ein attraktives Arbeitsumfeld eine unabdingbare Voraussetzung ist, um die langfristige Zufriedenheit und Unternehmensbindung der Mitarbeitenden sowie den wirtschaftlichen Erfolg zu garantieren, liegt auch der Auszeichnung „Arbeitgeber der Zukunft“ zugrunde, die das „Deutsche Innovationsinstitut für Nachhaltigkeit und Digitalisierung” (DIND) kürzlich für das Jahr 2023 an die TÜV Rheinland Consulting GmbH (TRC) verliehen hat. Im Rahmen eines zweistufigen Prüfprozesses zeichnet das DIND Unternehmen aus, die besondere Maßstäbe in den Bereichen Zukunftsfähigkeit sowie herausragende Qualität als Arbeitgeber setzen.
  • „Wir wissen, dass unsere Mitarbeitenden die Quelle unserer täglichen Wertschöpfung sind. Mit Fachkompetenz und Inspiration prägen sie die Marke „TRC“ stets aufs Neue. Die Auszeichnung „Arbeitgeber der Zukunft“ zeigt, dass unsere Anstrengungen, unseren Mitarbeitenden ein entsprechendes digitales, innovatives und modernes Arbeitsumfeld zu bieten, anerkannt werden“, freute sich am 20.4.2023 Mariusz Bodek, Geschäftsfeldleiter und Geschäftsführer der TÜV Rheinland Consulting.
  • Als Fazit lässt sich festhalten: Ob Finance-Fachkräfte ihre Zukunft in der Selbstständigkeit oder bei einem attraktiven Arbeitgeber sehen, kann getrost dem Einzelfall überlassen werden. Jedenfalls kommt es darauf an, Megatrends wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit nicht auf vermeintliche Job-Killer-Effekte zu reduzieren, sondern in den Veränderungsnotwendigkeiten liegende Chancen zu nutzen. Aufgeschlossenheit für Neues und Lernbereitschaft muss man aber voraussetzen – in jeder Altersstufe!

 

 

Dr. Hans-Jürgen Hillmer, BuS-Netzwerk Betriebswirtschaft und Steuern, Coesfeld

 

 

BC 5/2023

BC2023516

 

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