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Resilienz: Widerstandsfähigkeit und Wandlungsfähigkeit

Dr. Hans-Jürgen Hillmer

VDI mit Krisen-Kompass und Werkzeugkasten für KMU

 

Unternehmen in Deutschland und Europa stehen vor der Herausforderung, sich in einer zunehmend unsicheren und komplexen Welt widerstandsfähig (resilient) aufzustellen. Aus diesem Grund hat der Verein Deutscher Ingenieure e.V. (VDI) eine umfassende Studie zur Unternehmensresilienz (Widerstandsfähigkeit) veröffentlicht. Diese führt als Ergebnis erstmals 130 Methoden zusammen, mit denen Unternehmen aus verschiedenen Branchen ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber externen Störereignissen stärken können.


 

Praxis-Info!

 

Problemstellung

Ereignisse wie die Corona-Pandemie, geopolitische Konflikte, Energieengpässe und gestörte Lieferketten fordern die Unternehmen zunehmend heraus. Die Aufgabe oder Verlagerung von Produktionskapazitäten ins Ausland sind insbesondere für viele Mittelständler nicht das erste Mittel der Wahl – notwendig sind strukturierte Strategien zur Stärkung der unternehmerischen Widerstandskraft. Nur resiliente Unternehmen können Krisen auffangen und veränderten sozialen, wirtschaftlichen oder politischen Rahmenbedingungen souverän begegnen. Die VDI-Studie „Widerstandsfähigkeit und Wandlungsfähigkeit von produzierenden Unternehmen am Standort Deutschland“ hat die Resilienz von Unternehmen in Deutschland in einer außergewöhnlichen Tiefe untersucht:  Nicht weniger als 130 Wege zur Resilienz für Unternehmen werden aufgezeigt.

 

 

Lösung

Als einer der verantwortlichen Studienleiter erklärt Prof. Dr.-Ing. Christian Hopmann, Vorsitzender der VDI-GME: „In diesen zunehmend unsicher werdenden Zeiten zeigt unsere Studie zur Unternehmensresilienz alle notwendigen Werkzeuge wie Rahmenmodelle, Leitfäden und Checklisten sowie über 130 Best-Practice-Beispiele, damit vor allem kleinere und mittlere Unternehmen aus ganz unterschiedlichen Branchen ihre eigenen Konzepte zur notwendigen Robustheit und Transformationsfähigkeit erarbeiten können.“

Ein zentrales Ergebnis der Studie ist das „VDI-Kompendium zur Unternehmensresilienz“. Dieses beinhaltet einen umfassenden Kompass mit Ansätzen und Methoden, die systematisch zusammengeführt wurden. Diese Handlungshilfen sind u.a. nach Branche, Lösungsansatz (z.B. Ressourceneffizienz, Diversifizierung, Digitalisierung) und Art der Hilfestellung (z.B. Leitfaden, Norm, Checkliste) kategorisiert – und damit unmittelbar anwendbar. Empfohlene Maßnahmen zur Stärkung der Resilienz sind z.B.:

  • Steigerung der Ressourceneffizienz
  • Aufbau alternativer Beschaffungs- und Absatzwege
  • Bildung von Pufferbeständen und Reserven
  • Optimierung von Arbeitsorganisation und Prozessen
  • Einsatz von Digitalisierung und Automatisierung.

Darüber hinaus bietet die Studie praxisnahe Rahmenmodelle sowie wissenschaftlich fundierte Ansätze für eine resiliente Wertschöpfung.

 

 

Praxishinweise:

  • Die VDI-Studie zur Widerstandsfähigkeit von Unternehmen steht hier zum Download zur Verfügung. Die Veröffentlichung der Studie ist ein Baustein der VDI-Initiative „Zukunft Deutschland 2050“. Der VDI will damit einen aktiven Beitrag zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts Deutschland leisten. Das als Anhang konzipierte tabellarisch aufbereitete VDI-Kompendium zur Unternehmensresilienz „gibt Ihnen konkrete Handlungsempfehlungen zur Umsetzung an die Hand“, betont VDI-Direktor Adrian Willig. Die Studie wurde von der VDI Technologiezentrum GmbH in enger Zusammenarbeit mit dem Ehrenamt der VDI-Gesellschaft Materials Engineering (VDI-GME) und der VDI-Gesellschaft Produktion und Logistik (VDI-GPL) erstellt.
  • Unternehmen, die ein vom VDI empfohlenes Resilienzverständnis anlegen, sollen potenzielle Bedrohungen schneller erkennen sowie notwendige Anpassungen und Reaktionsmaßnahmen frühzeitiger identifizieren und umsetzen können. In der Studie ist man sich sicher: So aufgestellte Unternehmen erholen sich „schneller von Krisen, indem sie sich besser auf neue Realitäten während und nach Krisen einstellen. Tatsächlich belegen verschiedene Studien, dass resiliente Unternehmen besser durch die Covid-19-Pandemie gekommen sind als weniger resiliente Mitbewerber“.
  • Das wird stimmen, aber im Betriebsalltag ist die Forderung nach mehr Resilienz nicht leicht durchzusetzen. Ein Beispiel: Unternehmen müssen Investitionen in Sicherheitsbestände, alternative Lieferquellen und präventive Vorkehrungen rechtfertigen, auch wenn diese kurzfristige Gewinne schmälern und unmittelbare Vorteile unklar sind. Also ist mit den VDI-Autoren die Herausforderung darin zu sehen, Vorsorge zu treffen, ohne die Effizienz zu beeinträchtigen: „Dies führt zu Zielkonflikten, da Investitionen in Reserven heute Kosten verursachen, während mögliche Vorteile in der Zukunft liegen und oft ungewiss sind.“ Wer als verantwortlicher Bilanzbuchhalter oder Controller die Widerstandsfähigkeit fördern möchte, wird sich also auf argumentativen Gegenwind einstellen müssen. Der Einblick in die Studie, deren Vielzahl an praxisorientierten Handlungshilfen hier nur gestreift werden konnte, kann uneingeschränkt empfohlen werden, um sich dann besser behaupten zu können.
  • Ganz neu ist die Forderung nach mehr Resilienz allerdings nicht; siehe zur Resilienz als Erfolgsfaktor im Mittelstand auch den Beitrag im BC-Newsletter vom 22.9.2022Im Frühjahr 2024 hatte sich der BDU-Fachverband Organisationsentwicklung + Change Management auf die organisationale Resilienz fokussiert und acht Handlungsfelder identifiziert, z.B. Flexibilität und Anpassungsfähigkeit, Innovationsfähigkeit und Lernbereitschaft, resiliente Unternehmenskultur und finanzielle Robustheit. Neben der Fähigkeit, Belastungen standzuhalten und sich als Unternehmen daran anzupassen, ist für organisationale Resilienz vor allem das Voraussehen von Krisen und Chancen von zentraler Bedeutung, also eine zentrale Aufgabe des Risikomanagements. Dies benötigt einen fortlaufenden Prozess, der es der Organisation erlaubt, vorbereitet zu sein und proaktiv zu handeln (mehr dazu siehe unter https://www.bdu.de/news/positionspapier-organisationale-resilienz/).

 

Dr. Hans-Jürgen Hillmer, BuS-Netzwerk Betriebswirtschaft und Steuern, Coesfeld

 

 

BC 7/2025 

BC20250727

 

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