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Wirtschaftslage und Finanzierung im Mittelstand, Herbst 2024

Dr. Hans-Jürgen Hillmer

Erhöhter Anpassungsdruck im Finanzmanagement

 

Die wirtschaftliche Lage des Mittelstands bleibt auch im Herbst 2024 und somit das zweite Jahr in Folge angespannt. Eine geringe Investitionstätigkeit und die schwache Konsumneigung belasten die Geschäfte der mittelständischen Unternehmen schwer. Unsichere Wirtschaftsaussichten und fehlende Liquidität hemmen die Investitionspläne in den von Creditreform befragten Unternehmen. Planer, Controller oder Forderungsmanager sind deshalb wie schon im Vorjahr besonders gefordert.


 

Praxis-Info!

 

Zunehmende Belastungen

Die wirtschaftliche Lage des Mittelstands bleibt auch im Herbst 2024 und somit das zweite Jahr in Folge angespannt (zu den Vorjahresergebnissen siehe den Beitrag des Verfassers im BC-Newsletter vom 5.10.2023). Eine geringe Investitionstätigkeit und die schwache Konsumneigung belasten die Geschäfte der mittelständischen Unternehmen schwer. Der

Der Mittelstand steckt demnach tief in der Stagnation. Nach Creditreform-Analysen vom 30.9.2024 ist es 20 Jahre her, dass das Geschäftsklima im Mittelstand zuletzt zwei Jahre in Folge negativ war. Damals befand sich Deutschland in einer tiefen Wirtschaftskrise, die umfangreiche Reformen notwendig machte. Aktuell erscheint die Lage ähnlich. Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung, führt die schlechte Stimmung der Unternehmer insbesondere auch darauf zurück, dass sie keine positiven Impulse erkennen können, die die Lage absehbar positiv verändern. So werde die Stagnation anhalten und sich im schlimmsten Fall zu einer Rezession ausweiten. Ein aussagekräftiger Beleg für die große Unsicherheit im Mittelstand ist die dauerhaft geringe Investitionsbereitschaft. Nach einem starken Rückgang im Vorjahr hat sich diese nur minimal erholt. Derzeit planen 40,4% der Unternehmen Investitionen (Vorjahr: 38,4%), was weiterhin unter dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre liegt. Unsichere Wirtschaftsaussichten und fehlende Liquidität hemmen die Investitionspläne.

 

 

Schlechte Geschäftslage führt zu Beschäftigungsabbau im Mittelstand

Die enttäuschende Geschäftsentwicklung im Mittelstand beziffern die Creditreform-Analysten so: Ein Drittel der Befragten (32,5%) musste Auftragseinbußen hinnehmen, während nur 18,1% der Unternehmen steigende Auftragseingänge verzeichneten. Die verschlechterte Auftragslage wird branchenbezogen in der untenstehenden Grafik sehr deutlich; sie führte auch zu einem Umsatzrückgang: Nur 23,4% der Unternehmen erzielten in den vergangenen Monaten ein Umsatzplus, während fast 30% Umsatzverluste hinnehmen mussten.

 

 

Abb.: Auftragseingänge im Herbst 2024 nach Branchen

 

 

Das belastet nun auch den Arbeitsmarkt. Im Mittelstand ging die Zahl der Beschäftigten erstmals seit vielen Jahren zurück: 21,2% der Unternehmen meldeten einen Personalabbau (Vorjahr: 16,0%); gleichzeitig stellten weniger Unternehmen neues Personal ein. Nur 15,5% der Betriebe erhöhten ihre Belegschaft (Vorjahr: 18,5%). Eine schnelle Wende ist laut Hantzsch nicht in Sicht: „Die Einstellungsbereitschaft im Mittelstand ist auf den niedrigsten Stand in den letzten zehn Jahren gesunken. Die Unternehmen benötigen dringend Wachstumsimpulse.“

 

 

Weniger eigenkapitalschwache Unternehmen

Als Lichtblick kann gewertet werden, dass sich bei Unternehmen mit bisher niedrigen Eigenkapitalquoten die Situation leicht verbessert hat. Deren Anteil sank geringfügig auf 26,7%. Der Anteil eigenkapitalstarker Unternehmen (Eigenkapitalquote über 30%) blieb mit 35,4% zwar unter dem Vorjahreshöchststand, liegt aber im Vergleich der letzten zehn Jahre weiterhin über dem Durchschnitt. Das Zahlungsverhalten der Kunden hat sich leicht verschlechtert (mehr dazu mit Gesamtjahresergebnissen für 2023 im BC-Newsletter vom 21.12.2023); größere Zahlungsausfälle konnten jedoch zuletzt weitgehend vermieden werden.

 

 

Politische Gegensteuerung

Die Wirtschaftspolitik der Bundesregierung wird extrem negativ gesehen: In der aktuellen Umfrage bewerteten 78,5% der Unternehmen die Wirtschaftspolitik negativ – positive Stimmen waren kaum messbar. Zu den drängendsten Themen zählen für 77,6% der Befragten der Abbau von Bürokratie und der Fachkräftemangel (69,2%). Beide Themen haben im Vergleich zum Vorjahr an Bedeutung gewonnen (zur Forderung nach Bürokratieabbau siehe BC-Newsletter vom 22.8.2024). Auch die Energiekosten (54,8%) rücken als wirtschaftspolitisches Anliegen stärker in den Fokus.

 

 

Praxishinweise:

  • In den Controlling- und Planungsabteilungen wird man an den Creditreform-Analysen nicht vorbeigehen können. Vielerorts schon im Vorjahr auf den Weg gebrachte Planrevisionen müssen aktualisiert werden und Risikomanager werden ihre Warnschwellen überprüfen müssen. Weiterhin muss auch im Forderungsmanagement zugelegt werden, da derart massive Verschlechterungen nicht ohne Auswirkungen auf die Beitreibung von Forderungen bleiben werden.
  • Und wie schon im Vorjahr wird auch in der Finanzbuchhaltung mit Blick auf die anstehenden Jahresabschlussarbeiten der Anpassungsdruck steigen. Beispielsweise gehören die vorgesehenen Einzel- und Pauschalwertberichtigungen auf Forderungen oder bisherige Ansätze für (Drohverlust-)Rückstellungen auf den Prüfstand. Statistiken, wie die nun von Creditreform vorgelegten (siehe unter https://www.creditreform.de/aktuelles-wissen/pressemeldungen-fachbeitraege/news-details/show/wirtschaftslage-und-finanzierung-im-mittelstand-herbst-2024), bieten Anhaltspunkte, um die Ausübung der dabei auszufüllenden Ermessensspielräume zu begründen.

 

Dr. Hans-Jürgen Hillmer, BuS-Netzwerk Betriebswirtschaft und Steuern, Coesfeld

 

 

BC 11/2024 

BC20241105

 

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