Eine jüngst veröffentlichte Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zeigt auf, welche signifikanten Verschiebungen sich für Freiberufler aus der Einführung von ChatGPT und ähnlichen generativen KI-Werkzeugen ergeben haben.
Praxis-Info!
Für die Studie wurden die Auftragszahlen diverser Online-Arbeitsmarktplattformen ausgewertet. Vor allem für leicht zu automatisierende Arbeiten, wie einfache Schreibarbeiten, Softwareprogrammierung und Grafikdesign, ist ein erheblicher Rückgang der Auftragsangebote zu beobachten, wie die Grafik des DIW verdeutlicht.
Abb.: Auswirkung von KI-Tools auf die Entwicklung der Auftragszahlen bei leicht automatisierbaren Tätigkeiten (Quelle: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung e.V.)
Und nicht nur das: Zusätzlich zum Rückgang der Aufträge konnte das DIW in seiner Studie auch einen deutlichen Anstieg der Bewerber verzeichnen. Gerade einfache Aufträge können mittels generativer KI ohne große Vorkenntnisse erfüllt werden, was den potenziellen Bewerberpool erkennbar vergrößert. Allerdings ist seit Einführung der generativen KI-Programme auch zu beobachten, dass Aufträge komplexer werden und die Verwendung generativer KI-Programme häufig ein Teil der Auftragsausschreibung ist. Der sichere Umgang mit generativen KI-Programmen wird somit immer mehr zur Grundvoraussetzung.
Die Experten des DIW weisen darauf hin, dass eine Reihe aktueller Experimentalstudien auf beträchtliche Produktivitätszuwächse durch die Benutzung generativer KI auf individueller Ebene hindeuten, so u.a. auch auf dem Gebiet für Unternehmensberatung.
Es zeichnet sich somit ein gemischtes Bild ab: Zwar sind durch die Einführung von generativer KI weniger Aufträge vorhanden, doch steigt bei den verbliebenen Aufträgen die Komplexität (und Vergütung). Gleichzeitig kann der individuelle Einsatz von KI zu deutlichen Produktivitätszuwächsen führen.
Anstelle sich vor der zunehmenden Automatisierung zu fürchten, sollten selbstständige (Bilanz-)Buchhalter daher proaktiv nach einer sinnvollen Nutzung der generativen KI Ausschau halten, um so von den potenziellen Produktivitätssteigerungen (etwa bei der Erstellung von Marketing-Materialien) zu profitieren.
Christian Thurow, Dipl.-Betriebsw. (BA), Senior Risk Manager, London (E-Mail: c.thurow@thurow.co.uk)
BC 10/2024
BC20241008