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Gründungsinteresse so niedrig wie nie

Dr. Hans-Jürgen Hillmer

Bürokratieabbau als wichtigstes Handlungsfeld

 

Ein Rekordtief beim Gründungsinteresse und die bisher schlechteste Bewertung des Gründungsstandorts Deutschland durch Jungunternehmerinnen und -unternehmer – neue Zahlen haben große Besorgnis beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) ausgelöst. Gepaart mit in der Industrie zu sehenden Abwanderungstendenzen gehen wichtige Potenziale für Wachstum und Innovationen verloren.

 

Praxis-Info!

 

Problemstellung

In dem am 21.8.2024 vorgestellten Gründungsreport 2024 hat der DIHK einen historischen Tiefstand für das Gründungsinteresse in Deutschland festgestellt. Die an der DIHK-Befragung beteiligten Unternehmer bewerteten den Gründungsstandort Deutschland 2024 mit einer 3,6 gerade einmal als „ausreichend“. Dies ist noch einmal ein deutlicher Rückgang gegenüber den Vorjahren, nachdem die Rahmenbedingungen hierzulande im Urteil der Jungunternehmer schon zuvor mit 3,3 (2020 und 2021) bzw. 3,4 (2022 und 2023) lediglich als „befriedigend“ abgeschnitten hatten. In der Kommentierung durch den DIHK-Präsidenten Peter Adrian drückt sich große Besorgnis aus: „In der Industrie sehen wir schon fast einen Abschied auf Raten durch verstärkte Produktionseinschränkungen und Abwanderungstendenzen. Wenn jetzt auch noch immer weniger Menschen hierzulande Unternehmen gründen wollen, gehen uns wichtige Potenziale für Wachstum und Innovationen verloren.“ Die Entwicklung sei auch deswegen sehr bedenklich, weil sich der Rückgang des Gründungsinteresses nicht allein durch demografische Veränderungen erklären lässt. Vielmehr sind es offenbar enorm gestiegene Kosten der Betriebsführung und das Dickicht bürokratischer Regelungen, die aktuell laut Adrian „… die Lust am Unternehmertum ersticken. Die Signale für das Erfordernis einer besseren Standortpolitik könnten kaum deutlicher sein“.

Als erfreulich wird anlässlich der Bekanntgabe des neuen Reports konstatiert, dass durch das intensive Engagement der IHKs mehr Besucher zu deren Gründungsinformationstagen gekommen seien. Dennoch könne das keine guten wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen für Unternehmensgründungen ersetzen. Adrian appelliert: „Pioniermut und Unternehmergeist brauchen wir angesichts der aktuellen Herausforderungen umso mehr. Einen solchen Spirit müssen wir mehr unterstützen. Mich als Unternehmer betrübt es sehr, wenn die Rahmenbedingungen für unternehmerisches Handeln immer schwieriger werden und Gründer sich entmutigt fühlen.“

 

 

Lösung

Ansatzpunkte zur Gegensteuerung sieht der DIHK wie folgt:

  • Damit das Gründen wieder attraktiver wird, sind nach Meinung von drei Vierteln der Befragten schnellere und einfachere Regularien nötig.
  • Zwei Drittel fordern ein einfacheres Steuerrecht.
  • Weit oben auf die To-do-Liste der Politik gehören den Gründenden zufolge außerdem ein besserer Zugang zu öffentlichen Fördermitteln.
  • Ferner werden niedrigere Energiepreise und
  • mehr Verständnis für das Unternehmertum in der Gesellschaft für nötig gehalten.
  • Weitere Maßnahmenbereiche erstrecken sich auf den besseren Zugang zu Fremdkapital, zu Beteiligungskapital/Investoren und zu gut qualifizierten Fachkräften sowie auf eine bessere Vernetzung mit etablierten Unternehmen einerseits und mit anderen Gründern andererseits.

Der DIHK sieht in dem Abbau von Bürokratie das wichtigste Handlungsfeld. Einige Vereinfachungsvorschläge lauten:

  • Schaffung einer gemeinsamen Anlaufstelle bei Neugründungen
  • Reduzierung des Meldeumfangs
  • Vereinfachung der Umsatzsteuer-Voranmeldung
  • Erleichterungen für ausländische Staatsangehörige bei der Unternehmensgründung
  • Reduzierung von Dokumentationspflichten bei der Beantragung der Förderung von Unternehmensberatungen für KMU
  • Vereinfachung der Kassendokumentation und Bonpflicht
  • Eingrenzung der erweiterten Registrierungspflichten im Verpackungsregister („LUCID“).

 

 

Praxishinweise:


Dr. Hans-Jürgen Hillmer, BuS-Netzwerk Betriebswirtschaft und Steuern, Coesfeld

 

 

 

BC 9/2024

BC20240918

 

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