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Mit Nachhaltigkeitsberichten Chancen erschließen

Dr. Hans-Jürgen Hillmer

Einblicke in PwC-Befragungsergebnisse vom 8.7.2024

 

Die Pflicht zum Nachhaltigkeitsreporting wirkt: Mit nahezu 80% berücksichtigen immer mehr Unternehmen Nachhaltigkeitsaspekte in ihren Entscheidungen – und im Rahmen einer aktuellen Mittelstandsbefragung sehen sogar 69% einen positiven Beitrag zur Risikominimierung.


 

Praxis-Info!

 

Problemstellung

Bekanntlich verpflichtet die EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (Corporate Sustainability Reporting Directive – CSRD) Unternehmen von öffentlichem Interesse mit mehr als 500 Mitarbeitenden schon seit dem 1.1.2024, über ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten zu berichten. Nach den PwC-Angaben vom 8.7.2024 wird der CSRD-Geltungsbereich in den kommenden Jahren sukzessive (nach und nach) auf rund 50.000 Unternehmen in Europa erweitert. Auch deshalb wurden im März 2024 insgesamt 547 Unternehmen aus 38 Ländern zu ihren Vorbereitungen auf die CSRD-Berichtspflicht befragt – darunter 65 Unternehmen aus Deutschland. Der Trend ist eindeutig: Führungskräfte sehen das Nachhaltigkeitsreporting zunehmend als Chance. Nachhaltigkeit rückt häufig ins Zentrum der Unternehmensstrategie. Allerdings dürfen Probleme bei der Umsetzung (insbesondere hinsichtlich Datenqualität und Personalressourcen) nicht unterschätzt werden.

 

 

Lösung

Die Nachhaltigkeitsexpertin Nicolette Behncke (Sustainability Reporting Leader Europe und Partnerin im Bereich Nachhaltigkeitsberatung bei PwC Deutschland) fasst wichtige Ergebnisse zusammen:

„Die meisten der befragten Führungskräfte sehen ihr jeweiliges Unternehmen sehr gut auf die CSRD-Berichtspflicht vorbereitet. Hürden gibt es allerdings auch – vor allem bezüglich der Datenqualität, der komplexen Wertschöpfungsketten und der knappen Personalkapazitäten. Dennoch erkennen die Führungskräfte im Nachhaltigkeits-Reporting auch Potenzial für ihr Unternehmen.“

In Deutschland zeigen sich 62% aller Umfrageteilnehmenden sehr zuversichtlich, dass ihr jeweiliges Unternehmen sein CSRD-Reporting für die erforderliche Berichtsperiode erstellt; dieser Wert steigt auf 69% bei den Unternehmen, die bereits für das Jahr 2024 berichten müssen. Zudem haben viele Unternehmen hierzulande wichtige Vorbereitungsschritte schon abgeschlossen – beispielsweise die GAP-Analyse der erforderlichen Berichtsangaben und die doppelte Wesentlichkeitsanalyse (siehe mit Einzelheiten zur Durchführung den Beitrag des PKF-Autors Heinrich im BC-Newsletter vom 28.3.2024).

Im Rahmen dieser Analysen identifizieren Unternehmen ihre wesentlichen Auswirkungen, Risiken und Chancen (Impacts, Risks and Opportunities – IRO) und leiten daraus den Umfang ihrer CSRD-Berichterstattung ab. Die Hälfte der Befragten hat mehr als 40 wesentliche IRO identifiziert, knapp ein Drittel sogar mehr als 80 IRO.

Was die Erfüllung der Reporting-Anforderungen betrifft, sind die Befragten besonders zuversichtlich bei den Themen, über die bereits heute berichtet wird: Beim Reporting zu eigenen Mitarbeitenden sind 86% sehr zuversichtlich, zur eigenen Geschäftstätigkeit 76% und zum Klimawandel 58%.

Hingegen sind die Antwortenden hinsichtlich der Erfüllung neuer Standards vergleichsweise zurückhaltend: Beispielsweise sind bezüglich der Berichterstattung zur Kreislaufwirtschaft nur 32% sehr optimistisch, bezüglich Biodiversität sogar nur 23%. Die Befragten sehen auch weitere neuralgische Punkte: Als größte Hürden für die Berichtsumsetzung nennen Führungskräfte in Deutschland die Datenqualität (74% der in Deutschland Befragten), die Komplexität der Wertschöpfungskette (72%) und die Personalkapazität (79%). Diese Themen werden auch auf globaler Ebene besonders oft angeführt.

 

 

Praxishinweise:

  • Der von der EU im Rahmen des sog. Green Deals (Agenda zum ökologischen Umbau des EU-Wirtschaftssystems) verfolgte Plan, ambitionierte Nachhaltigkeitsziele nicht direkt vorzugeben, sondern über entsprechende Berichtsanforderungen ein Umdenken in den Chefetagen zu erreichen, scheint aufzugehen: Mittlerweile beziehen 80% der Unternehmen Nachhaltigkeitsaspekte in ihre Strategie ein. 49% der Befragten führen dies auf die CSRD zurück; bei 31% war dies schon vorher der Fall. 61% der Befragten in Deutschland erwarten, dass die CSRD zu einer besseren Einbindung von Stakeholdern (Interessenträger wie Kapitalgeber, Kreditinstitute, Kunden, Lieferanten, Beschäftigte usw.) führen kann. Und 69% glauben an einen positiven Beitrag zur Risikominimierung.
  • Darüber freut sich Ina Herder, Partnerin Sustainability Reporting im Bereich Nachhaltigkeitsberatung bei PwC Deutschland: Führungskräfte „erkennen zunehmend das Potenzial des CSRD-Reportings für ihr Unternehmen – trotz straffen Zeitplans und hoher Komplexität. Das ist außerordentlich positiv“. Nicolette Behncke hält das für folgerichtig und appelliert, dass „Führungskräfte die Verpflichtung nutzen sollten, um Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt ihrer Strategie zu rücken und sich intensiv mit den Auswirkungen des Unternehmens auf Umwelt und Gesellschaft auseinanderzusetzen“.
  • Und Nicolette Behncke muss es wissen, denn sie ist als Vorreiterin dieser Entwicklung schon in 2015 zusammen mit Prof. Dr. Inge Wulf zum Thema „Integrated Reporting: Ist Vergleichbarkeit in der Vielfalt möglich?“ mit dem Ehrenpreis der BVBC-Stiftung ausgezeichnet worden (der seit 2022 als WIB-Ehrenpreis des Wissenschaftlichen Instituts des BVBC fortgeführt wird, siehe unter https://www.bvbc-wib.de/ehrenpreis-der-stiftung).


Dr. Hans-Jürgen Hillmer, BuS-Netzwerk Betriebswirtschaft und Steuern, Coesfeld

 

 

 

BC 8/2024 

BC20240807

 

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