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Umsetzung der Nachhaltigkeitstransformation

Dr. Hans-Jürgen Hillmer

Wesentliche Impulse anlässlich der Schmalenbach-Tagung vom 18.4.2024 in Köln

 

Mit praktischen Umsetzungsproblemen der Nachhaltigkeitstransformation befasste sich ein Programmteil der renommierten Schmalenbach-Tagung 2024, die zum Generalthema Nachhaltigkeitsberichterstattung am 18.4.2024 in Köln stattfand. Unter dem Titel „Messen, Managen, Berichten und Prüfen von nicht-finanziellen Informationen in Unternehmen aller Größenordnungen“ wurde über Erfahrungen berichtet.


 

Praxis-Info!

 

Problemstellung

Mit dem Inkrafttreten des ersten Satzes der EU-Standards zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (European Sustainability Reporting Standards – ESRS) in 2024 und dem vom Bundesjustizministerium kürzlich vorgelegten Referentenentwurf eines Umsetzungsgesetzes (zur BVBC-Stellungnahme, siehe BC-Newsletter vom 18.4.2024) stehen die unmittelbar und mittelbar betroffenen Unternehmen vor sehr großen Anwendungsherausforderungen. Denn dieses umfangreiche Regelwerk mit vielen Detailregelungen ist nicht nur für die Organisation des Reporting und der Qualitätssicherung, sondern auch für die Führungsebene höchst bedeutsam. ESG-Reporting ist hierbei kein Wert an sich, sondern ein Mittel zum Zweck; es ist viel mehr als eine lästige Berichtspflicht, sondern es kann – so die Tagungsleiter in Köln – zur Keimzelle von Innovationen werden. In einem Bühnentalk wurden von Isabelle Adelt (Mitglied des Vorstands, FUCHS SE), Prof. Dr. Gunther Friedl (Lehrstuhl für Controlling, Technische Universität München) und Viola Möller (Partnerin Sustainability Services, BDO AG WPG) zentrale Problempunkte herausgearbeitet.

 

 

Lösung

Der aktuelle Nachhaltigkeitsfokus liegt bei der Fuchs SE in der Verantwortung von Isabelle Adelt. Die Organisation wird davon insgesamt erfasst, von 6.000 Mitarbeitenden ist ca. ein Zehntel direkt in die Nachhaltigkeitsberichterstattung mit Datenzulieferung etc., teilweise als interne Berater, einbezogen. An der TU München sind in dem Verantwortungsbereich von Gunter Friedl als Dekan der Fakultät Betriebswirtschaft ca. 600 Mitarbeiter beschäftigt. Bestandteil der dortigen Nachhaltigkeitsstrategie ist die Einbeziehung der Thematik in fast alle Lehrveranstaltungen, um nach dem Studium eine entsprechende Expertise in die Praxis mitnehmen zu können. Auch im BDO-Alltag wird seitens der Mitarbeitenden auf die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten besonderer Wert gelegt, so die Erfahrung von Viola Möller.

Rechtliche Risiken, die aus der Nichtberücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten resultieren können und zuletzt immer häufiger auch den EuGH erreicht haben, werden bei der Fuchs SE gesehen, auch wenn man noch nicht direkt betroffen ist. Gerade wegen der vielen Kürzel wie CSRD und ESRS ist nach den Empfehlungen von Möller auf die Entwicklung einer gemeinsamen Sprache zu achten. Prof. Friedl warnte, dass über die Regulierung der Hausbanken auch Kleinstunternehmen den neuen Anforderungen nicht werden ausweichen können. Diese Kleinunternehmen seien in besonderer Weise auf entsprechende Hilfsmittel und Unterstützung angewiesen.

Bei der Fuchs SE hat Nachhaltigkeit z.B. in Form eines sozialen Engagements schon immer eine wichtige Rolle gespielt. Frauenquoten und Quoten für soziale Projekte sind weitere Beispiele. Inwieweit ESG-Komponenten in Mittelstands-Vergütungsverträgen bereits gelebte Praxis sind, ist nach den Kenntnissen von Prof. Friedl nicht bekannt; bei DAX-Unternehmen geht die Quote von Unternehmen, die entsprechende Anreize verankert haben, gegen 100%.

Vollständige Transparenz birgt auch Gefahren, z.B. wenn man veröffentlichen würde, wie man CO2-freien Zement herstellen kann. Die Fuchs SE hat es eigentlich nur mit außereuropäischen Wettbewerbern zu tun, die ähnliche Berichtserfordernisse nicht erfüllen müssen – die für das in Deutschland bzw. Europa zu leistende Reporting in Kauf zu nehmenden Nachteile liegen auf der Hand.

Die Auswahl der Steuerungsgrößen ist von vielen Spezifika abhängig: „Manche Nachhaltigkeits-KPIs sind steuerungsrelevant, andere sind interessant“, so die mit humoristischem Unterton getätigte Aussage des DHL-CFO Adam Pradela. In vielen Unternehmen (ca. 14.000 von 15.000, so Möller) wird die Diskussion ja gerade erst angestoßen. Das Warten auf theoretische Auswahlkonzepte wird keine Priorität haben können, hier sind vielmehr Pragmatismus und Augenmaß gefragt. Stakeholder-Befragungen können helfen, um dazu Einsichten zu gewinnen. Adelt sieht in den ESRS mehr eine Bestätigung der vorher bei der Fuchs SE schon gesetzten Prioritäten.

 

Praxishinweise:

Die auf der Schmalenbach-Tagung geführte Diskussion wird schon bald auf dem BVBC-Bundeskongress 2024 in Bremen am 25.4.2024 fortgesetzt werden können. Informieren werden dort in einem dreiteiligen Vortragsschwerpunkt Vertreter des BVBC-Arbeitskreises Nachhaltigkeitsberichterstattung. Interessierte Bilanzbuchhalter und Controller sind eingeladen, sich mit eigenen Erfahrungen einzubringen.

 

Dr. Hans-Jürgen Hillmer, BuS-Netzwerk Betriebswirtschaft und Steuern, Coesfeld

 

BC 5/2024

BC20240516

 

 

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