FG Münster, Urteil vom 12.6.2019, 7 K 57/18 E (Revision zugelassen)
Kann die Miete für eine ursprünglich für eine doppelte Haushaltsführung genutzte Wohnung nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses für die Dauer einer neuen Arbeitsplatzsuche als Werbungskosten abgezogen werden? Mit dieser Frage hat sich das Finanzgericht (FG) Münster beschäftigt.
Praxis-Info!
Problemstellung
Beim Kläger lag zunächst unstreitig eine doppelte Haushaltsführung vor. Nachdem sein Arbeitsverhältnis gekündigt wurde, bewarb er sich bei Firmen im gesamten Bundesgebiet. Nach einigen Monaten trat er eine Stelle in einer anderen Stadt an und kündigte sein Mietverhältnis am Ort des alten Arbeitgebers. Die angefallene Miete setzte er weiterhin als Kosten der doppelten Haushaltsführung an.
Aus Sicht des Finanzamts konnten die Mietkosten lediglich bis zum Ablauf der Kündigungsfrist für den Mietvertrag und damit noch für drei Monate nach Kündigung des Arbeitsverhältnisses als Kosten der doppelten Haushaltsführung anerkannt werden.
Lösung
Auch das FG Münster rechnet die Mietaufwendungen bis zum Ende der Kündigungsfrist den Kosten der doppelten Haushaltsführung zu. Die weiteren Mietkosten stellen aus Sicht des FG Münster vorweggenommene Werbungskosten dar, da der Kläger ein neues Arbeitsverhältnis in der gleichen Stadt angestrebt hat. Unzweifelhaft hat der Kläger sich konstant auch in dieser Stadt beworben. Das Gericht verkennt nicht, dass die betroffene Wohnung aufgrund der attraktiven Lage gleichermaßen privat genutzt werden konnte. Die mögliche Privatnutzung wird aber dadurch überlagert, dass der Kläger die Wohnung sofort nach Zusage der neuen Arbeitsstelle gekündigt hat. Das Gericht geht davon aus, dass es dem Kläger hier nicht um die Beibehaltung einer günstigen Wohnung für die Freizeitnutzung gegangen ist, sondern um die Vermeidung unnötiger Kosten eines Umzugs.
Christian Thurow, Dipl.-Betriebsw. (BA), Senior Business Audit Manager, London (E-Mail: Thurow@virginmedia.com)
BC 8/2019
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