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Zunehmender Bedarf an Nachfolgeplanungen

Dr. Hans-Jürgen Hillmer

 

Als Ergebnis des aktuellen KfW-Nachfolge-Monitoring Mittelstand 2021 kann festgehalten werden, dass nach einem Corona-Knick in 2020 nun wieder mehr Übergabe-Planungen durchgeführt wurden. In der Krise zeigt sich insbesondere die Familiennachfolge als beliebtes Gestaltungsinstrument.


 

 

Praxis-Info!

 

Problemstellung

Nachdem das Corona-Jahr 2020 die Zukunftsplanungen vieler mittelständischer Unternehmen auf Eis gelegt hatte, rückt das Nachfolgemanagement nun wieder höher auf der Agenda der Mittelständler. Die Ergebnisse des KfW-Nachfolge-Monitoring (KfW – Kreditanstalt für Wiederaufbau) Mittelstand 2021 lassen den Schluss zu, dass der „Corona-Knick“ überwunden scheint. Insgesamt haben sich im Jahr 2021 39% der mittelständischen Unternehmen grundsätzlich mit einer Nachfolgeplanung befasst. Im Vorjahr hatte der Anteil nur 33% betragen. Bis zum Ende des Jahres 2022 streben rund 230.000 KMU eine Nachfolge an. In den kommenden Jahren wird die Nachfolgesuche im Mittelstand an Bedeutung gewinnen, allein schon aufgrund der demografischen Entwicklung. Die Zahl der älteren Firmeninhaber und -inhaberinnen steigt kontinuierlich.

 

 

Lösung

Als erfreulich bewerten die KfW-Experten, dass von den 230.000 KMU mit Nachfolgeaktivitäten in 2022 170.000 Unternehmen bzw. drei Viertel gute Chancen haben, ihre Nachfolgepläne auch zu realisieren. Sie haben bereits erfolgreich Nachfolgekandidaten gefunden oder befinden sich gegenwärtig in Verhandlungen.

Nach der neuen Analyse von KfW Research sollen in mittelfristiger Perspektive, d.h. binnen fünf Jahren, insgesamt 600.000 Unternehmen an eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger übergeben werden bzw. ca. 120.000 im Jahresdurchschnitt. Der KfW-Gründungsmonitor zeigt jedoch, dass es im Durchschnitt der letzten fünf Jahre tatsächlich nur etwa halb so viele Übernahmegründungen gab, nämlich 60.000. Im Krisenjahr 2020 war die Zahl – im Gleichschritt mit dem gesamten Gründungsgeschehen – sogar auf nur 46.000 eingebrochen.

Eine weitere Feststellung der KfW-Analyse ist die, dass sich in Krisenzeiten eine „Renaissance der Familie“ andeutet. Nicht nur der Anteil realisierter, familieninterner Übergaben ist zuletzt gestiegen (46% im Jahr 2020 gegenüber 34% im Jahr 2019). Im Zuge der Corona-Krise der Jahre 2020 und 2021 haben sich die Präferenzen auch aus der Sicht der nachfolgesuchenden Mittelständler verschoben: Vor der Krise zogen ca. 45% die Übergabe an ein Familienmitglied in Betracht. Im Jahr 2020 sprang der Anteil auf 61% und ist in 2021 mit 54% immer noch deutlich erhöht. Die Familiennachfolge ist damit eindeutig die beliebteste Nachfolgevariante. Auch die Nachfolge durch Beschäftigte des Unternehmens wird aktuell überdurchschnittlich häufig genannt (35%). Eine externe Übergabe bzw. den externen Verkauf favorisieren nur noch 41%. Dabei ist nach den KfW-Ergebnissen zudem zu erwarten, dass mit Blick auf die kommenden fünf Jahre familieninterne Nachfolgen um ein Vielfaches (Faktor 5) besser vorbereitet sein werden als externe Nachfolgewünsche.

 

 

 

Praxishinweise:

  • Das aktuelle KfW-Nachfolge-Monitoring ist seit dem 27.1.2022 abrufbar unter: https://www.kfw.de/PDF/Download-Center/Konzernthemen/Research/PDF-Dokumente-Fokus-Volkswirtschaft/Fokus-2022/Fokus-Nr.-365-Januar-2022-Nachfolgemonitoring.pdf). Enthalten sind zahlreiche Details und Info-Grafiken zu den angeführten Entwicklungen.
  • So findet sich dort für Interessierte auf S. 4 eine Info-Box mit Charakteristika von Übernahmegründungen. Diese unterscheiden sich in zwei wesentlichen Punkten von neuen Unternehmensgründungen. Erstens sind Übernahmegründungen personalintensiver: Die Übernahmegründerinnen und -gründer machen sich häufiger im Vollerwerb selbstständig (67% versus 39%), haben naturgemäß häufiger schon im ersten Jahr Beschäftigte (68% versus 22%) und gründen häufiger im Team (21% versus 16%). Zweitens haben Übernahmegründerinnen und -gründer häufiger und mehr Finanzierungsbedarf. Neugründer kommen oft ganz ohne Finanzmittel (34%) oder mit Beträgen unter 10.000 € aus (44%). In den Jahren 2015 bis 2020 setzten nur 22% der Neugründer mehr als 10.000 € ein. Bei Übernahmegründungen ist dieser Anteil mit 46% mehr als doppelt so groß. Insbesondere Finanzierungsvolumina über 50.000 € sind bei Übernahmen viel häufiger (22% versus 6%).
  • Für insoweit einbezogene Bilanzbuchhalter/innen und Controller/innen dürfte die Arbeit nicht ausgehen; denn erwartet wird, dass der Bedarf an Nachfolgeplanungen weiter zunehmen wird. Als Grund wird zunächst angeführt, dass Unternehmerinnen und Unternehmer, die ihre Nachfolge bis Ende 2022 anstreben, im Durchschnitt bereits 66 Jahre alt sind. Der nahende Rückzug der Babyboomer-Generation werde eine große Lücke auf den Chefsesseln im Mittelstand hinterlassen. Die strukturelle Nachfolgelücke ist zudem aufgrund niedriger Geburtenziffern und sinkendem Selbstständigkeitsbestreben der Erwerbsbevölkerung groß.

 

 

Dr. Hans-Jürgen Hillmer, BuS-Netzwerk Betriebswirtschaft und Steuern, Coesfeld

BC 3/2022

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