VGH Mün­chen: In­for­ma­ti­ons­frei­heits­sat­zung der Ge­mein­de In­zell ist un­gül­tig

Die In­for­ma­ti­ons­frei­heits­sat­zung der Ge­mein­de In­zell (Land­kreis Traun­stein) ist un­wirk­sam. Der Baye­ri­sche Ver­wal­tungs­ge­richts­hof in Mün­chen hat mit Be­schluss vom 27.02.2017 einem gegen die Re­ge­lung ge­rich­te­ten Nor­men­kon­troll­an­trag statt­ge­ge­ben. Für die nach der Sat­zung er­laub­ten Grund­rechts­ein­grif­fe gebe es keine aus­rei­chen­de Er­mäch­ti­gung in Form eines Par­la­ments­ge­set­zes. Die in der Baye­ri­schen Ge­mein­de­ord­nung ver­an­ker­te all­ge­mei­ne sat­zungs­recht­li­che Be­fug­nis rei­che nicht (Az.: 4 N 16.461).

Münch­ner fühl­te sich von In­for­ma­ti­ons­zu­gang aus­ge­schlos­sen

Der in Mün­chen woh­nen­de An­trag­stel­ler, der in der Ge­mein­de In­zell ein Ge­wer­be an­ge­mel­det hat, hatte sich ins­be­son­de­re gegen die kom­mu­na­le Sat­zung ge­wandt, weil diese nur Ge­mein­de­ein­woh­nern Zu­gang zu ge­meind­li­chen In­for­ma­tio­nen er­mög­li­che. Er selbst sei damit vom In­for­ma­ti­ons­zu­gang aus­ge­schlos­sen.

Aus­kunfts­recht im Lan­des­recht kann ge­meind­li­che Sat­zun­gen be­gren­zen

Nach Auf­fas­sung des VGH dür­fen Ge­mein­den im Rah­men ihrer Zu­stän­dig­keit zwar grund­sätz­lich selbst frei­en In­for­ma­ti­ons­zu­gang ge­wäh­ren und die­sen Zu­gang zu­gleich auf Ein­woh­ner der Ge­mein­de be­schrän­ken. Dem dürfe aber kein lan­des­recht­li­ches In­for­ma­ti­ons­frei­heits­ge­setz ent­ge­gen­ste­hen. Der baye­ri­sche Lan­des­ge­setz­ge­ber habe in­zwi­schen ein Aus­kunfts­recht im Baye­ri­schen Da­ten­schutz­ge­setz ge­schaf­fen, das mög­li­cher­wei­se Sperr­wir­kung für ge­meind­li­che Sat­zun­gen ent­fal­te.

Ge­richt mo­niert feh­len­de ge­setz­li­che Er­mäch­ti­gung für Grund­rechts­ein­grif­fe

Ent­schei­dend sei vor­lie­gend letzt­lich ge­we­sen, dass die Aus­ge­stal­tung der In­zel­ler In­for­ma­ti­ons­frei­heits­sat­zung die Of­fen­le­gung von per­so­nen­be­zo­ge­nen Daten sowie von Be­triebs- und Ge­schäfts­ge­heim­nis­sen er­lau­be und damit in Grund­rech­te Be­trof­fe­ner ein­grei­fe. Für der­ar­ti­ge Grund­rechts­ein­grif­fe be­dür­fe es nach stän­di­ger Recht­spre­chung einer be­son­de­ren ge­setz­li­chen Er­mäch­ti­gung in Form eines Par­la­ments­ge­set­zes. Hier­an fehlt es nach Auf­fas­sung des Ge­richts. Ins­be­son­de­re sei die in der Baye­ri­schen Ge­mein­de­ord­nung ver­an­ker­te all­ge­mei­ne Be­fug­nis von Ge­mein­den zum Er­lass von Sat­zun­gen nicht aus­rei­chend, um der­ar­ti­ge Grund­rechts­ein­grif­fe zu recht­fer­ti­gen.

Re­vi­si­on nicht zu­ge­las­sen

Die ge­meind­li­che Sat­zung blei­be zudem hin­ter dem Schutz­ni­veau des Baye­ri­schen Da­ten­schutz­ge­set­zes und an­de­rer hö­her­ran­gi­ger Ge­set­ze zu­rück, be­ton­te das Ge­richt. Im Frei­staat Bay­ern haben eine ganze Reihe von Ge­mein­den In­for­ma­ti­ons­frei­heits­sat­zun­gen er­las­sen. Der VGH hat die Re­vi­si­on gegen sei­nen Be­schluss nicht zu­ge­las­sen.

VGH München, Beschluss vom 27.02.2017 - 4 N 16.461

Redaktion beck-aktuell, 3. März 2017.

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