Jour­na­lis­ten haben Ver­fas­sungs­be­schwer­de gegen "Da­ten­heh­le­rei"-Pa­ra­gra­fen ein­ge­legt

Ein Bünd­nis von Bür­ger­rechts­or­ga­ni­sa­tio­nen und Jour­na­lis­ten hat Ver­fas­sungs­be­schwer­de gegen den «Da­ten­heh­le­rei»-Pa­ra­gra­fen 202d StGB ein­ge­legt. Der Straf­tat­be­stand ver­sto­ße gegen die Pres­se­frei­heit, da Jour­na­lis­ten und ihre Hel­fer nicht aus­rei­chend vor Straf­ver­fol­gung ge­schützt wür­den.

Pres­se nicht aus­rei­chend ge­schützt

Der im De­zem­ber 2015 von der schwarz-roten Ko­ali­ti­on im Bun­des­tag ver­ab­schie­de­te § 202d StGB stel­le auch den Um­gang mit «ge­le­ak­ten» Daten unter Stra­fe, ohne für an­ge­mes­se­nen Schutz der Pres­se zu sor­gen, er­klär­te am 13.01.2017 die Ge­sell­schaft für Frei­heits­rech­te (GFF) in Ber­lin. Ins­be­son­de­re Hel­fer der Jour­na­lis­ten seien nicht ge­schützt. Die 2015 ge­grün­de­te GFF hat die Ak­ti­on ko­or­di­niert und die Ver­fas­sungs­be­schwer­de im Namen von netz­po­li­tik.org, Re­por­ter ohne Gren­zen (ROG) sowie von sie­ben Jour­na­lis­ten und Blog­gern ein­ge­reicht.

Ins­be­son­de­re ex­ter­ne Ex­per­ten ge­fähr­det

In dem «Da­ten­heh­le­rei»-Pa­ra­gra­fen wer­den Per­so­nen, die bei­spiels­wei­se in Fi­nanz­be­hör­den die Daten von auf­ge­kauf­ten Steu­er-CDs mit «ge­le­ak­ten» Daten von Steu­er­flücht­lin­gen be­ar­bei­ten, aus­drück­lich von der Straf­ver­fol­gung aus­ge­nom­men. Zu die­sem Per­so­nen­kreis ge­hö­ren ei­gent­lich auch Jour­na­lis­ten. Die­ser Schutz sei aber un­zu­rei­chend fest­ge­schrie­ben, er­klär­te die GFF. Ins­be­son­de­re Ex­per­ten, die Jour­na­lis­ten bei ihren Re­cher­chen zu Rate zie­hen, seien einer mög­li­chen Straf­ver­fol­gung aus­ge­setzt.

Straf­tat­be­stand könn­te ex­ter­ne Ex­per­ten ab­schre­cken

NDR-Jour­na­list Hor­nung schil­der­te, dass bei der Ana­ly­se der "Pa­na­ma Pa­pers", den ge­stoh­le­nen ver­trau­li­chen Un­ter­la­gen des pa­na­mai­schen Off­shore-Dienst­leis­ters Moss­ack Fon­se­ca, habe man ex­ter­ne Ex­per­ten ein­be­zie­hen müs­sen. Nur so habe man mög­li­che Fälle von Kor­rup­ti­on, Geld­wä­sche oder Steu­er­hin­ter­zie­hung er­ken­nen kön­nen. Der neue Pa­ra­graf könn­te sol­che Fach­leu­te ab­schre­cken, weil sie nicht ge­schützt seien. "Das be­deu­tet eine ge­wal­ti­ge Ein­schrän­kung un­se­rer Ar­beit, weil dann viele Ex­per­ten sagen, 'Nein, das mache ich nicht'." Wenn man Fach­leu­ten er­klä­ren müsse, dass sie sich bei einer Mit­ar­beit straf­bar ma­chen kön­nen, sei in­ves­ti­ga­ti­ver Jour­na­lis­mus ge­fähr­det, be­ton­te ARD-Do­ping-Ex­per­te Sep­pelt.

Ge­setz "schlam­pig for­mu­liert"

"Das Ge­setz ist so schlam­pig for­mu­liert, dass es ein straf­recht­li­ches Mi­nen­feld für in­ves­ti­ga­tiv ar­bei­ten­de Jour­na­lis­ten und ihre Hel­fer schafft. Das ist mit der Pres­se­frei­heit nicht ver­ein­bar", sagte der GFF-Vor­sit­zen­de Ulf Buer­mey­er. "Der Da­ten­heh­le­rei-Pa­ra­graf er­öff­net ein neues Ein­falls­tor für Durch­su­chun­gen von Re­dak­tio­nen, die auf an­de­rer Rechts­grund­la­ge aus guten Grün­den für ver­fas­sungs­wid­rig er­klärt wur­den.

Redaktion beck-aktuell, 13. Januar 2017 (dpa).

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