Asylbewerber sollen ab März 2017 wieder nach Griechenland geschickt werden können

Asylbewerber sollen ab Frühjahr 2017 keinerlei Anreiz mehr haben, illegal aus Griechenland nach Deutschland zu reisen. Die EU-Kommission empfahl am 08.12.2016, ab 15.03.2017 wieder vollständig zum Dublin-System zurückzukehren, das vorsieht, dass grundsätzlich jenes Land für das Asylverfahren zuständig ist, in dem ein Migrant erstmals den Boden der EU betreten hat. Die Überstellungen nach Griechenland waren 2011 infolge von Gerichtsurteilen ausgesetzt worden. Richter des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte und des Gerichtshofes der Europäischen Union waren damals zu dem Ergebnis gekommen, dass die Bedingungen für Asylsuchende in Griechenland unzumutbar seien.

Aufenthaltsort nicht frei wählbar

Flüchtlinge aus Ländern wie Syrien oder dem Irak konnten sich deswegen bislang sehr sicher sein, in Deutschland einen Asylantrag stellen zu können. Dieser Umstand gilt als eine Ursache des großen Andrangs im Jahr 2015. Der zuständige EU-Kommissar Dimitris Avramopoulos erklärte in Brüssel, Schutzsuchenden müsse klar werden, dass sie sich ihren Aufenthaltsort innerhalb der Europäischen Union nicht aussuchen könnten. Wer dies dennoch versuche, müsse damit rechnen, zurückgeschickt zu werden.

EU-Kommission: Lage in Griechenland hat sich verbessert

In einem neuen Gutachten kommt die EU-Kommission nun zu dem Ergebnis, dass sich die Lage in Griechenland so weit verbessert habe, dass ab Mitte März wieder mit Überstellungen dorthin begonnen werden könne. Dabei wurde auch berücksichtigt, dass andere EU-Staaten Griechenland seit einiger Zeit Flüchtlinge abnehmen. Über die Umverteilung kamen bis Anfang Dezember mehr als 6.200 Menschen anderswo in Europa unter. Von diesem Monat an soll die Zahl der Umsiedlungen von zuletzt rund 1.000 auf 2.000 pro Monat gesteigert werden.

Griechenland soll nicht zusätzlich belastet werden

Avramopoulos machte deutlich, dass die Rückkehr zum alten Verfahren Griechenland nicht zusätzlich belasten solle. Asylbewerber, die in der Vergangenheit über das Land in andere EU-Staaten eingereist seien, sollten nicht zurückgeschickt werden, erklärte er. Gleichzeitig verwies er darauf, dass strenge Grenzkontrollen und das EU-Türkei-Abkommen dazu geführt haben, die Migration in Richtung Westeuropa drastisch zu reduzieren.

Pro Asyl kritisiert Pläne der Kommission

Die Menschenrechtsorganisation Pro Asyl kritisierte den Kommissionsvorschlag scharf und kündigte an, Flüchtlinge bei Klagen gegen Dublin-Überstellungen nach Griechenland zu unterstützen. Es gebe in dem Land weiterhin weder rechtsstaatliche Asylverfahren noch entsprächen die Aufnahmebedingungen europäischen Standards, hieß es in einer Stellungnahme. Abschiebungen nach Griechenland seien unverändert menschenrechtswidrig und zynisch. Nach UN-Angaben halten sich in dem Land derzeit mehr als 60.000 Migranten auf.

Redaktion beck-aktuell, 9. Dezember 2016 (dpa).