USA: Erneut Unruhen in St. Louis bei Protesten nach Polizisten-Freispruch

In der US-Stadt St. Louis hat es am Abend des 17.09.2017 bereits den dritten Tag in Folge Unruhen bei Protestkundgebungen gegeben. Zahlreiche Menschen wurden nach Polizeiangaben festgenommen, nachdem es in der Stadt zu neuer Gewalt gekommen war. "Gruppen von Kriminellen arbeiten sich durch die Innenstadt und schaffen Chaos", twitterte die Polizei.

Freispruch für weißen Polizisten nach Erschießung eines Schwarzen erregt Gemüter

Zuvor waren erneut Hunderte Menschen gegen Polizeigewalt und Diskriminierungen Schwarzer auf die Straßen gegangen. Anlass ist der umstrittene Freispruch für einen weißen ehemaligen Polizisten, der 2011 nach einer Autoverfolgungsjagd einen afroamerikanischen mutmaßlichen Drogendealer erschossen hatte.

Mindestens sieben Menschen bei gewalttätigen Protesten festgenommen

Die Proteste am 17.09.2017 blieben zunächst friedlich, ehe kleine Gruppen von Demonstranten am Abend gewalttätig wurden und Fenster und Schaufenster einschlugen. Nach einem Bericht der Zeitung "St. Louis Post-Dispatch" wurden mindestens sieben Menschen festgenommen. Bei Zusammenstößen mit der Polizei sei ein Beamter verletzt worden. Auch am 15.09.2017 und 16.09.2017 hatten die Proteste gewaltlos begonnen, waren dann jedoch eskaliert: Demonstranten warfen Steine und Flaschen gegen Polizisten, zertrümmerten zahlreiche Schaufenster und richteten Schäden am Wohnhaus der Bürgermeisterin an. Die Polizei ihrerseits setzte Tränengas ein. Mehrere Polizisten wurden verletzt, es gab Dutzende Festnahmen.

Wegen Mordes angeklagter ehemaliger Polizist will in Notwehr gehandelt haben

Der am 15.09.2017 freigesprochene ehemalige Streifenpolizist hatte 2011 einen 24-jährigen mutmaßlichen Drogenhändler nach einer wilden Autoverfolgungsjagd erschossen. Er wurde wegen vorsätzlichen Mordes angeklagt: Die Staatsanwaltschaft machte geltend, dass er während der Verfolgungsjagd einem Kollegen im Streifenwagen gesagt habe, er werde den Mann töten. Diese Äußerung war im Auto per Video aufgezeichnet worden. In der Aufnahme war allerdings nicht zu verstehen, was unmittelbar davor oder danach gesagt wurde. Mit Bezug darauf entschied der zuständige Richter, dass die Bemerkung möglicherweise aus dem Zusammenhang gerissen worden sei und daher keinen schlüssigen Beweis für eine Mordabsicht darstelle. Der heute 36-jährige Polizist, der nach dem Vorfall selber den Dienst quittierte, hatte sich auf Notwehr berufen: Demnach schoss er, als der Mann nach seiner Waffe griff. Insgesamt gab er fünf Schüsse ab.

Redaktion beck-aktuell, 18. September 2017 (dpa).