Türkei: 74 angebliche Putschverschwörer zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt

Fast drei Jahre nach dem Putschversuch in der Türkei hat ein Gericht in Ankara gegen 74 Soldaten, unter ihnen Helikopterpiloten des Militärs, lebenslange Haftstrafen verhängt. Einige Piloten sollen nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu in der Putschnacht auch Angriffe auf den Präsidentenpalast und das Parlament in Ankara geflogen haben. Die Putschisten hatten demnach auch den damaligen Generalstabschef und heutigen Verteidigungsminister Hulusi Akar in Geiselhaft genommen.

Erschwerte Haftbedingungen für 56 Verurteilte 

Insgesamt waren in dem Verfahren 152 Menschen angeklagt. Für 56 der 74 Männer, die lebenslang hinter Gitter sollen, gälten erschwerte Haftbedingungen, berichtete Anadolu weiter. Der Pilot, der General Akar nach der Geiselnahme transportiert haben soll, bekam demnach 29 Mal lebenslänglich. 45 weitere Angeklagte sollen bis zu 18 Jahre ins Gefängnis. 31 wurden freigesprochen. Gegen zwei geht der Prozess weiter. 

Regierung macht Gülen für Putschversuch verantwortlich 

Die Regierung macht den in den USA lebenden islamischen Prediger Fethullah Gülen für den Putschversuch verantwortlich. Die Suche nach Beteiligten geht seit 2016 ohne Unterlass weiter. Nach Regierungsangaben vom März 2019 sind mittlerweile rund 500.000 Menschen wegen angeblicher Gülen-Verbindungen festgenommen worden – rund 30.000 sollen weiter in Haft sein. Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte Mitte April 2019 in Ankara gesagt, dass rund 15.000 Angehörige des Militärs ihres Amtes enthoben worden seien.

Redaktion beck-aktuell, 31. Mai 2019 (dpa).