Spotify wirft Apple unfairen Wettbewerb vor

Streaming-Anbieter wie Spotify und Netflix kritisieren schon länger, dass sie bei Abo-Abschlüssen auf dem iPhone einen Teil der Erlöse an Apple abgeben sollen. Jetzt hat Spotify genug und schaltet die EU-Kommission ein. Für Apple könnte es um viel Geld gehen.

Apple will mehr Geld

In Apples App Store - und auch auf anderen Download-Plattformen wie etwa Googles Play Store für Android-Geräte - ist es üblich, dass App-Anbieter 70% der Erlöse bekommen, während 30% beim Betreiber der Plattform bleiben. Das gilt bei Apple grundsätzlich auch für Käufe innerhalb von Apps. Bei Abo-Erlösen senkt Apple die Abgabe vom zweiten Jahr an auf 15%. Im Play Store von Google könne Spotify hingegen alternative Bezahlwege einsetzen und zahle keine vergleichbare Abgabe an den Internet-Konzern, sagte der Chefjurist des Unternehmens Horatio Gutierrez am 13.03.2019. Eine zentrale Forderung von Spotify ist, auch Apple solle zulassen, dass App-Anbieter Zahlungen am Plattformbetreiber vorbei abwickeln können. Gutierrez wollte keine Angaben dazu machen, wie hoch Spotify die bisherige Belastung für sein Geschäft durch die Apple-Regelung einschätzt. 

Unternehmen sehen Interessenkonflikt

Spotify bot die Abos in der iPhone-App eine Zeit lang teurer an als im Web. Inzwischen kann man das Premium-Abo auf dem iPhone gar nicht mehr abschließen. Auch der Videostreaming-Dienst Netflix bietet seit Ende 2018 Neukunden keine Möglichkeit mehr an, ein Abo direkt in der App zu erwerben. "Wir wissen, dass andere Unternehmen in der Branche ebenso frustriert sind", sagte Gutierrez, ohne Namen zu nennen. Es sei ein klarer Interessenskonflikt, wenn ein Unternehmen gleichzeitig als Plattformbetreiber und Konkurrent agiere.

Spotify sieht gezielte Benachteiligung durch Konkurrenten

Apple mache Spotify das Leben schwieriger, weil der Musikdienst nicht das Bezahlsystem des iPhone-Konzerns nutze, kritisierte Spotifys Gründer und Chef Daniel Ek. So habe Apple regelmäßig App-Updates blockiert und Spotify von firmeneigenen Produkten wie der Assistenzsoftware Siri, dem vernetzten Lautsprecher HomePod und der Computer-Uhr Apple Watch ferngehalten. Außerdem würden die Möglichkeiten, mit Nutzern zu kommunizieren, eingeschränkt. Deshalb sei eine weitere Forderung von Spotify, dass Apple uneingeschränkte Werbe- und Marketing-Kommunikation mit Kunden von Apps zulassen soll. "Wir wollen keine Sonderbehandlung“, schrieb Ek und verwies darauf, dass etwa der Fahrdienst-Vermittler Uber oder der Essenlieferdienst Deliveroo auch keine Abgaben für die einzelnen Transaktionen in ihren jeweiligen Apps zahlen müssten. Apple wolle aber Spotify gezielt als Rivalen benachteiligen, betonte Gutierrez.

Förmliche Beschwerde nach jahrelanger Unzufriedenheit

Die EU-Kommission hatte schon vorher die Doppelrolle von Firmen als Plattformbetreiber und Konkurrenten untersucht, zum Beispiel im Fall von Amazon. Dem Vernehmen nach soll auch Spotify schon in den vergangenen Jahren die Situation in Apples App Store in Brüssel angeprangert haben. Mit der förmlichen Beschwerde, die von der Kommission geprüft werden muss, bekommt die Angelegenheit eine neue Dynamik. Von Apple gab es bisher keine Reaktion auf die Spotify-Beschwerde. Spotify schloss das vergangene Quartal mit 96 Millionen zahlenden Abo-Kunden ab, neun Millionen mehr als drei Monate zuvor. Zusammen mit der Gratis-Version kam Spotify auf 207 Millionen Nutzer. Apple Music als Nummer zwei im Markt hat nach jüngsten Angaben mehr als 50 Millionen zahlende Nutzer - eine kostenlose Version hat der iPhone-Konzern nicht.

Redaktion beck-aktuell, 14. März 2019 (dpa).