Staatsanwaltschaft: Morde aus Langeweile und Geltungssucht verübt
Wahllos soll sich Högel seine Opfer ausgesucht haben. Das jüngste war 34, das älteste 96 Jahre alt. Högel soll immer wieder Patienten Medikamente gespritzt haben, die zu Herzversagen führten oder andere Komplikationen auslösten. Danach versuchte er, seine Opfer wiederzubeleben. Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft tat er das aus Langeweile und um vor Kollegen mit seinen Reanimationskünsten zu glänzen.
Mehr als 130 Leichen exhumiert
Eine Krankenschwester hatte Högel im Sommer 2005 auf frischer Tat am Klinikum Delmenhorst bei Bremen ertappt. Doch bis das gesamte Ausmaß der Mordserie ans Licht kam, vergingen Jahre. Mehr als 130 Leichen ließen die Ermittler auf Friedhöfen ausgraben und diese auf Rückstände von Medikamenten untersuchen. Mehrmals befragten sie den Ex-Pfleger im Gefängnis. Dieser habe die Taten gestanden, soweit er sich an sie erinnern könne, sagte Oberstaatsanwalt Martin Koziolek.
120 Angehörige treten als Nebenkläger auf
Rund 120 Nebenkläger wollen in dem Prozess erfahren, wie und warum ihre Verwandten sterben mussten. "Sie wollen dem Angeklagten in die Augen schauen", sagte Nebenklage-Anwältin Gaby Lübben. Das Landgericht Oldenburg erwartet zahlreiche Zuschauer und Journalisten zum Prozessauftakt. Wegen des großen Andrangs hat die Kammer die Verhandlung in die Weser-Ems-Hallen verlegt.
Ausmaß der Mordserie wird unklar bleiben
Wie viele Menschen der Beschuldigte auf dem Gewissen hat, wird auch der neue Prozess nicht mit Sicherheit klären können. Die Polizei hatte wegen mehr als 200 Verdachtsfällen ermittelt. Doch viele Patienten, die an den Kliniken Oldenburg und Delmenhorst starben, wurden eingeäschert. Ihre Leichen konnten nicht mehr untersucht werden. In zwei Fällen stehen außerdem Exhumierungen in der Türkei noch aus. Ob und wann die türkischen Behörden diese vornehmen, ist offen.