Polnisches Parlament verabschiedet umstrittene Justizreform

Trotz scharfer Kritik des Europarates hat das polnische Unterhaus am 08.12.2017 zwei von Präsident Andrzej Duda vorgelegte Gesetzentwürfe zur Justizreform gebilligt. Abgeordnete der Opposition und der größte Richterbund des Landes, Iustitia, warfen der nationalkonservativen Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) vor, die Justiz unter ihre Kontrolle bringen zu wollen.

Europarat sieht Unabhängigkeit der Justiz in Gefahr

Die sogenannte Venedig-Kommission des Europarates veröffentlichte am 08.12.2017 eine Stellungnahme, in der sie warnte, dass die Reform die Unabhängigkeit der polnischen Justiz "einer ernsthaften Gefahr" aussetze. Die Änderungen des Präsidenten hätten nur "sehr begrenzte Verbesserungen" gegenüber den ursprünglichen Entwürfen gebracht.

Auch EU-Kommission in Sorge

Bereits im Juli 2017 hatte die PiS drei Gesetze verabschiedet, die das Justizsystem reformieren sollen. Präsident Duda stoppte nach Protesten im ganzen Land zwei der drei Gesetze per Veto, weil er Zweifel an deren Verfassungsmäßigkeit hatte. Doch auch seine Gegenentwürfe, über die am 08.12.2017 abgestimmt wurde, stellten Rechtsexperten und Opposition nicht zufrieden. Die Sorge vor staatlichem Einfluss auf die Rechtsprechung in Polen treibt auch die EU-Kommission weiter um. Dudas Gesetze würden nicht den EU-Standards entsprechen, hatte Vize-Kommissionspräsident Frans Timmermans nach vorläufiger Prüfung der Reformen gesagt.

Gesetze müssen noch zweite Kammer des Parlaments passieren

Beide Gesetze müssen noch von der zweiten Kammer des Parlaments, dem Senat, angenommen und vom Präsidenten unterschrieben werden. Beides gilt als sehr wahrscheinlich.

Redaktion beck-aktuell, 11. Dezember 2017 (dpa).