"Mafia Capitale"-Prozess in Rom: "Einäugiger" muss ins Gefängnis

In einem spektakulären Korruptionsprozess in Rom sind die berüchtigten Hauptangeklagten zu langen Haftstrafen verurteilt worden. Im sogenannten Mafia-Capitale-Prozess bekam der frühere Rechtsterrorist Massimo Carminati – genannt der "Einäugige" – eine 20 Jahr lange Gefängnisstrafe. Ihm wurde vorgeworfen, der Kopf einer kriminellen Bande gewesen zu sein, die die Politik und Geschäftswelt in Italiens Hauptstadt jahrelang unterwandert und korrumpiert hatte.

19 Jahre für Carminatis "Geschäftspartner" – Mafia-Delikte jedoch nicht nachweisbar

Carminatis "Geschäftspartner", der Unternehmer Salvatore Buzzi, bekam eine Haftstrafe von 19 Jahren. Insgesamt standen 46 Angeklagte vor den Richtern. Allerdings konnten ihnen keine Mafia-Delikte nachgewiesen werden – was eine zentrale Forderung der Staatsanwaltschaft war und weit härtere Strafen nach sich gezogen hätte. Die Ankläger hatten 28 Jahre für Carminati und 26 für Buzzi gefordert. Die Verteidigung jubelte. "Die Mafia in Rom existiert nicht", sagte Carminatis Anwalt, Giosuè Naso. Der 59-Jährige sitzt derzeit im Hochsicherheitsgefängnis im norditalienischen Parma und ließ sogleich wissen, dass er dort nun entlassen werden müsse.

Vergabe öffentlicher Aufträge in Rom unter sich aufgeteilt

Der aufsehenerregende Prozess lief seit November 2015. Die Angeklagten stammten aus der Unterwelt, aus der Lokalpolitik und der Geschäftswelt. Laut Anklage handelt es sich um ein Netz aus korrupten Politikern, Unternehmern und Schwerverbrechern, das jahrelang die Vergabe öffentlicher Aufträge in Rom unter sich ausmachte. Die "Mafia Capitale", die Ende 2014 aufflog, soll gegen Schmiergelder lukrative Aufträge für ihre Firmen an Land gezogen haben. Unter anderem Flüchtlingsunterkünfte und die Müllversorgung der Stadt gehörten zu ihrem Geschäftsfeld.

Berufung noch möglich

Der Skandal wirft immer noch Schatten auf die Politik der Hauptstadt und verfolgt auch die jetzige Bürgermeisterin Virginia Raggi, die seit einem Jahr im Amt ist. "Es ist eine sehr tiefe Wunde im Gewebe der Stadt Rom", sagte die Politikern der Fünf Sterne Bewegung nach der Urteilsverkündung, bei der sie dabei war. Gegen das Urteil kann Berufung eingelegt werden.

Redaktion beck-aktuell, 21. Juli 2017 (dpa).