Katalonien-Konflikt zieht immer weitere Kreise

Der Konflikt um die nach Unabhängigkeit strebende spanische Region Katalonien zieht immer weitere Kreise. Auch der Bankensektor zieht nun Konsequenzen aus der unsicheren Lage: Die fünftgrößte Bank des Landes, Banco Sabadell, will aus der Region abwandern und ihren Hauptsitz nach Alicante an der Costa Blanca verlegen. Die Regionalregierung Kataloniens hat für den 09.10.2017 eine Parlamentssitzung angesetzt, bei der die Unabhängigkeit erklärt werden könnte. Jedoch hat das Verfassungsgericht Spaniens die Sitzung mittlerweile verboten

Auswirkungen auf Aktienkurse durch Krise

Medien berichteten, die Großbank La Caixa wolle wahrscheinlich ebenfalls die Region verlassen und in Mallorcas Hauptstadt Palma umziehen. Die Entscheidung soll am 06.10.2017 fallen. Die Aktienkurse der Banken waren zuletzt im Zuge der Krise stark gefallen.

Geldinstituten und Firmen soll Weggang aus Katalonien erleichtert werden

Nach einem Bericht der Zeitung "El Mundo" plant die spanische Regierung die Verabschiedung eines Dekrets, das Geldinstituten und Firmen den Weggang aus Katalonien erleichtern soll. Demnach würde eine Entscheidung des Aufsichtsrats für einen Ortswechsel ausreichen, eine Gesellschafterversammlung müsste nicht mehr einberufen werden, so das Blatt unter Berufung auf Finanzkreise.

Nur 42% der Wahlberechtigten hatten an Referendum teilgenommen

Die Katalanen hatten sich am 01.10.2017 bei einem umstrittenen und von der Justiz untersagten Referendum mit deutlicher Mehrheit für eine Abspaltung der wirtschaftsstarken Region von Spanien ausgesprochen. Allerdings hatten nur 42% der Wahlberechtigten teilgenommen. Die Regierung in Madrid hatte wochenlang mit allen Mitteln versucht, die Volksabstimmung zu verhindern und lehnt bislang jeden Dialog mit der Führung der Regionalregierung ab.

Gipfel der EU-Südstaaten verschoben

Wegen der prekären Situation wurde der für den 10.10.2017 geplante vierte Gipfel der EU-Südstaaten verschoben. Er soll nun Anfang Dezember stattfinden, wie der staatliche zyprische Rundfunk (RIK) unter Berufung auf die zyprische Staatspräsidentschaft mitteilte. Der zyprische Präsident Nikos Anastasiades und der spanische Regierungschef Mariano Rajoy hätten sich am 05.10.2017 bei einem Telefongespräch darauf geeinigt. Über die Verschiebung des Treffens wurden auch die Regierungen Frankreichs, Griechenlands, Italiens, Portugals und Maltas informiert, hieß es.

Vermittlung der Europäischen Union im Gespräch

Der Präsident des Europäischen Ausschusses der Regionen, Karl-Heinz Lambertz, betonte derweil, er halte eine Vermittlung der Europäischen Union für sinnvoll. "Dass man von Europa aus eine Person oder eine Gruppe bestimmt, die versucht, eine Lösung zu erarbeiten, fände ich sinnvoll und wünschenswert", sagte der Belgier der "Frankfurter Rundschau" (Ausgabe vom 06.10.2017).  Lambertz räumte aber ein, dass es derzeit schwer vorstellbar sei, wie ein Kompromiss zwischen Barcelona und Madrid aussehen könnte. "Zum jetzigen Zeitpunkt sehe ich da noch nicht so klar, was die Landefläche sein könnte. Momentan befinden wir uns in eine Eskalationsphase."

Redaktion beck-aktuell, 6. Oktober 2017 (dpa).