Anzahl der Klagen laut Bayer noch "deutlich unter 50.000"
Nach Angaben Feinbergs ist die Zahl der Klagen inzwischen auf 75.000 bis 85.000 oder sogar noch mehr gestiegen. Dem widersprach Bayer jedoch in einer Stellungnahme. Bei der Zahl handele es sich um eine "spekulative Schätzung", die potenzielle Kläger umfasse, die ein möglicher Vergleich umfassen könnte. Die Bayer bislang tatsächlich zugestellten Klagen hatte der Konzern zuletzt im Oktober mit etwa 42.700 angegeben, was bereits mehr als eine Verdopplung gegenüber Juli entsprach. Nun teilte das Unternehmen mit, dass die Anzahl zwar weiter gestiegen sei, aber "deutlich unter 50.000" liege.
Bayer hatte die ersten drei US-Prozesse verloren
Bayer hatte sich 2018 mit dem über 60 Milliarden Dollar teuren Kauf des US-Saatgutriesen Monsanto immense Rechtsrisiken ins Haus geholt. Die ersten drei US-Prozesse wegen angeblich krebserregender Unkrautvernichtungsmittel von Monsanto hatte Bayer verloren und hohe Schadenersatz-Urteile kassiert. Der Konzern hat die Schuldsprüche jedoch angefochten und erhielt in einem Berufungsverfahren zuletzt Unterstützung von der US-Regierung, deren Umweltbehörde EPA das umstrittene Pflanzengift Glyphosat nicht als krebserregend einstuft.
Analysten gehen von milliardenschwerem Vergleich aus
Die meisten Analysten erwarten, dass sich das Unternehmen über kurz oder lang auf einen milliardenschweren Vergleich mit den zahlreichen Klägern in den USA einigt. Darauf dringen auch die zuständigen Gerichte. Nach dem letzten Prozess im Mai waren alle weiteren geplanten Gerichtsverhandlungen im vergangenen Jahr verschoben worden. Trotz der laut Mediator Feinberg offenbar voranschreitenden Gespräche über einen Vergleich stehen noch vereinzelt Prozesse auf der Agenda. Laut Bloomberg soll bereits am 17.01.2020 einer in Kalifornien und ein weiterer in St. Louis beginnen.
Aktienkurs erholt sich etwas
Die Hoffnung auf einen baldigen Vergleich sowie die indirekte Unterstützung der US-Regierung hatten dem wegen der Glyphosat-Klage arg gebeutelten Aktienkurs zuletzt Auftrieb verliehen. Seit dem Mehrjahrestief von 52,02 Euro im Juni 2019 haben sich die Papiere mittlerweile um knapp 46% erholt. Allerdings kosten sie immer noch fast ein Fünftel weniger als vor der ersten Glyphosat-Prozessniederlage im August 2018. Im Fall einer Einigung sehen zahlreiche Analysten – je nach Höhe der Entschädigungssumme an die Kläger – noch deutlich Luft für den Aktienkurs.