Polizeirazzien gegen ESP-Unterstützer in mehreren Städten
Auch die sozialistische Partei ESP, in deren Vorstand Corlu sitzt, bestätigte die Festnahme und entsprechende ARD-Berichte. Mesale Tolu war ihrerseits erst vor einem Monat aus der Untersuchungshaft in Istanbul entlassen worden. Die ESP teilte nach Angaben der linken Nachrichtenagentur Etha mit, in Istanbul, Ankara, Izmir, Diyarbakir, Antakya und Samsun sei es zu Polizeirazzien gegen ihre Unterstützer gekommen. Insgesamt seien sieben Menschen in ihren Wohnungen festgenommen worden, darunter Corlu, zwei weitere ESP-Mitglieder und ein Anwalt. Ein Kulturzentrum in Ankara sei gestürmt und "geplündert" worden. Die ESP machte für die Razzien die "AKP-/Palast-Diktatur" verantwortlich.
Corlu erst seit Ende November 2017 frei
Corlu war erst am 29.11.2017 bis zu einem Urteil in seinem Prozess auf freien Fuß gesetzt worden, Mesale Tolu am 18.12.2018. Gegen Mesale Tolu – die aus Ulm stammt und nur die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt – wurde ein Ausreiseverbot verhängt. Beide sind in separaten Verfahren unter anderem wegen Mitgliedschaft in einer Terrororganisation angeklagt.
"Welt"-Korrespondent Yücel noch immer inhaftiert
Suat Corlu war am 05.04.2017 festgenommen worden, Mesale Tolu am 30.04.2018. Gegen beide wurde anschließend U-Haft verhängt. Tolu
gehörte – wie auch der "Welt"-Korrespondent Deniz Yücel – zu mehreren Deutschen, die 2017 in der Türkei inhaftiert wurden und deren Freilassung die Bundesregierung forderte. Yücel ist inzwischen seit mehr als elf Monaten ohne Anklage hinter Gittern.
Erdogan missfällt pro-kurdische Eisntellung der ESP
Tolu arbeitet in Istanbul als Journalistin und Übersetzerin für die Nachrichtenagentur Etha. Die sozialistische ESP, in der Corlu aktiv ist, ist Teil der pro-kurdischen HDP. Die HDP fungiert als Dachorganisation für mehrere politische Parteien. Präsident Recep Tayyip Erdogan wirft ihr vor, der politische Arm der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK zu sein.