Deutschlands Diesel-Jäger Nummer eins: Umwelthilfe-Chef Jürgen Resch

Der Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH) Jürgen Resch ist zu einem der wichtigsten Akteure der Diesel-Krise geworden. Leidenschaftlich kämpft der polarisierende 57-Jährige für saubere Luft. Als David im Kampf gegen Goliath sieht sich Resch aber nicht. Und auch nicht als "Schrecken der Autoindustrie".

Umweltschützer mit Propheten-Aura

Manchmal wirkt es, als wolle Resch es ganz alleine mit der Autobranche aufnehmen. Wenn er für saubere Luft kämpft, ist er in seinem Element. Beispiel Dieselgipfel Anfang August 2017: Während Autobosse und Politiker zusammensitzen und über Auswege aus der Abgaskrise beraten, steht der weißhaarige Umweltschützer stundenlang vor einem gewaltigen aufblasbaren Auto mit der Aufschrift "Diesel-Abgase töten!". Sein Tonfall, seine Haltung und seine Ausdauer erinnern an die eines Propheten. 

DUH führt Kampf für saubere Luft an

"Die letzten zwei Jahre sind ein Ausnahmezustand", sagt er. Die Deutsche Umwelthilfe, deren Geschäftsführer er ist, hat sich mit Hilfe von Abgas-Messgeräten und Gerichtsprozessen an die Spitze derer gestellt, die für saubere Luft in Städten und realistische Angaben zu Spritverbrauch und Abgas kämpfen. Ihre Gegner sehen sie in den Chefetagen der Autokonzerne - aber auch im Bundeskanzleramt.

Resch polarisiert

Im Bundesumweltministerium nennt jemand Resch schmunzelnd "die wahre Opposition". In einem großen Industrieverband sagt jemand: "Sorry, wenn ich den Namen höre, sehe ich Rot." Der 57-Jährige polarisiert, und er tut es gern, manchmal auch mit umstrittenen Methoden, und nie verlegen um klare Worte - Betrug, Kartell, organisierte Kriminalität, und vor allem: Skandal. Die Kritik, die DUH sei ein "Abmahnverein", kann er nicht mehr hören und kontert sofort. "Wir kontrollieren die Einhaltung umweltbezogener Verbraucherschutzvorschriften und scheuen uns nicht, notfalls Verstöße vor Gericht und in die Öffentlichkeit zu bringen."

Unterstützung durch viele Whistleblower

Der Umwelthilfe-Chef ist bestens vernetzt in der Umweltbranche, rühmt sich aber auch seiner Kontakte in der Autoindustrie und Bundesregierung. "Wir haben viele Dutzend Whistleblower", sagt er. Viele Ingenieure verzweifelten, weil ihre Konzepte zur Reduktion von CO2 und Abgasemissionen abgelehnt würden. "Wem deshalb innerlich das Messer aufgeht gibt uns häufig einen wichtigen Tipp für unsere Arbeit", so beschreibt es Resch. Mitglied der Grünen ist er übrigens nicht, nennt sich "parteipolitisch neutral". Den ersten und einzigen grünen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann kennt und duzt er seit Jahren, derzeit ist aber Funkstille. Eine "Geisel" der Autoindustrie hat Resch den Regierungschef des Autolands Baden-Württemberg gerade genannt.

Resch: Kein David im Kampf gegen Goliath

Als David im Kampf gegen Goliath will Resch sich selbst nicht sehen. "Wir agieren juristisch und inhaltlich auf Augenhöhe mit Industrie und Politik, so wie dies unser Grundgesetz auch vorschreibt", sagt er. Den Vogelkundler und Naturschützer Gerhard Thielcke, der BUND und Umwelthilfe mitgegründet hat und 2007 starb, nennt er "meinen wichtigsten Lehrer und persönliches Vorbild". Seinen Leitspruch habe er sich zu eigen gemacht: "Prüfe alles, was du machst daraufhin, was für die Umwelt konkret herauskommt."

Frühes Engagement im Naturschutz

Im Naturschutz engagierte er sich schon als Schüler, Zivildienst machte er bei der Umweltschutzorganisation BUND. Er studierte Verwaltungswissenschaften, machte aber keinen Abschluss, und fing 1986 bei der Umwelthilfe an. Er kann viele Erfolge aufzählen aus diesen Jahrzehnten - das Seennetzwerk "Living Lakes", die Durchsetzung des Dosenpfandes und des Diesel-Partikelfilters zum Beispiel. An diesen Initiativen war die DUH maßgeblich beteiligt.

Redaktion beck-aktuell, Teresa Dapp und Andreas Hoenig, 22. August 2017 (dpa).