Bayerische Justiz digitalisiert zweites Staatsexamen

Bayerns angehende Juristen können die Klausuren der Zweiten Juristischen Staatsprüfung künftig am Laptop schreiben. Voraussichtlich ab 2023/2024 ist die Einführung des E-Examens auf der Grundlage eines vom Landesjustizprüfungsamt erarbeiteten Konzepts geplant, wie das bayerische Justizministerium mitteilte. Für eine Übergangsphase werde den Prüflingen ein Wahlrecht zwischen elektronischer und handschriftlicher Anfertigung eingeräumt.

Umstellung auf digitale Übungsklausuren

"Die fortschreitende Digitalisierung verändert auch die Berufswelt der Juristen“, betonte Justizminister Georg Eisenreich (CSU). Das handschriftliche Verfassen längerer Texte komme praktisch nicht mehr vor. Die Vorbereitungen für das E-Examen würden laufen. Einheitliche Laptops und die dazugehörige spezielle Prüfungssoftware sollen durch einen Dienstleister zur Verfügung gestellt werden. Das Ausschreibungsverfahren soll ab 2021 starten. Ab 2022 soll zunächst die zwei Jahre dauernde Referendarausbildung auf digitale Übungsklausuren umgestellt werden. So könnten sich die ersten Referendarjahrgänge optimal auf ihr E-Examen und den Echtbetrieb ab 2023/2024 vorbereiten.

Klausuren an elf aufeinanderfolgenden Werktagen

In der Zweiten Juristischen Staatsprüfung müssen in Bayern derzeit an elf aufeinanderfolgenden Werktagen Klausuren mit einer Bearbeitungsdauer von jeweils fünf Stunden handschriftlich angefertigt werden. "Wir wissen, dass sich viele Rechtsreferendare die Möglichkeit wünschen, ihre Klausuren am Laptop schreiben zu können“, sagte Eisenreich. Das handschriftliche Schreiben längerer Texte werde von jungen Menschen als nicht mehr zeitgemäß empfunden. Die digitale Texterstellung ermögliche es – wie im späteren Beruf – bereits geschriebene Passagen während der Bearbeitung schnell und unkompliziert umzuformulieren. Auch die Korrektur der Klausuren werde durch die bessere Lesbarkeit deutlich erleichtert werden.

Redaktion beck-aktuell, 30. Oktober 2020.