VG Berlin: Pressespiegel dürfen auch an Sonn- und Feiertagen erstellt und verteilt werden

Elektronische Pressespiegel dürfen auch an Sonn- und Feiertagen erstellt und verteilt werden. Dies ergibt sich aus einem Urteil des Verwaltungsgerichts Berlin vom 10.03.2017. In seiner Begründung verweist das Gericht darauf, dass es sich auch bei einem Pressespiegel um ein klassisches Instrument der Presseberichterstattung handele. Damit komme der gesetzliche Ausnahmetatbestand des Arbeitszeitgesetzes (ArbZG) zur Anwendung. Das VG hat wegen grundsätzlicher Bedeutung der Sache die Berufung zum Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg zugelassen (Az.: VG 14 K 13.15).

Behörde verneinte Ausnahme

Die Klägerin stellt nach Kundenwunsch Pressespiegel her, die bisher werktäglich versandt werden. Nach dem ArbZG dürfen Arbeitnehmer grundsätzlich nicht an Sonn- und Feiertagen beschäftigt werden. Hiervon lässt das Gesetz verschiedene Ausnahmen zu, so unter anderem beim Rundfunk, bei der Tages- und Sportpresse, bei Nachrichtenagenturen sowie bei der Tagesaktualität dienenden Tätigkeiten für andere Presseerzeugnisse. Einen Antrag der Klägerin auf die behördliche Feststellung, dass ihre Tätigkeit als Ausnahme in diesem Sinn anzusehen sei, lehnte das Landesamt für Arbeitsschutz, Gesundheitsschutz und technische Sicherheit Berlin (LAGetSi) ab, weil die Pressespiegel weder zur Tagespresse gehörten noch Presseerzeugnisse seien und das Gesetz auch nicht bezwecke, privaten Unternehmern mit Gewinnerzielungsabsicht einen reibungslosen Geschäftsablauf zu ermöglichen.

VG: Auch Pressespiegel ist Presseerzeugnis

Das VG verpflichtete die Behörde zur Anerkennung einer Ausnahme. Die Herstellung und Verteilung elektronischer Pressespiegel an Sonn- und Feiertagen durch Angestellte der Klägerin seien der Tagespresse beziehungsweise den der Tagesaktualität dienenden Tätigkeiten für andere Presseerzeugnisse zuzurechnen. Als ein klassisches Instrument der Presseberichterstattung verschaffe ein Pressespiegel Mediennutzern, die regelmäßig nicht selbst die gesamte Bandbreite der tagesaktuellen Presseberichterstattung verfolgen könnten, einen Überblick über den Inhalt anderweitiger Berichterstattung. Der Pressespiegel sei daher selbst ein Presseerzeugnis. Für diese Bewertung sei es unschädlich, dass die Klägerin kein Presseunternehmen im eigentlichen Sinn sei und die in ihren Pressespiegeln enthaltenen Artikel nicht von ihr, sondern aus Zeitungen, Zeitschriften und Agenturmeldungen stammten. Auch der begrenzte Kundenkreis und die Gewinnerzielungsabsicht der Klägerin sowie die rein elektronische Herstellung und Versendung der Pressespiegel stünden der Inanspruchnahme des gesetzlichen Ausnahmetatbestands nicht entgegen, betonte das Gericht

VG Berlin, Urteil vom 10.03.2017 - 14 K 13.15

Redaktion beck-aktuell, 6. April 2017.