LG Braunschweig: Konkurrenten dürfen nachgemachte Klingen für "Gillette Mach 3" nicht mehr anbieten

Konkurrenten der Firma Gillette dürfen in Deutschland keine Klingen anbieten oder in den Verkehr bringen, die mit dem Nassrasierersystem “Mach 3“ von Gillette kompatibel sind. Dies hat die Kammer für Patentstreitsachen des Landgerichts Braunschweig im vorläufigen Rechtsschutzverfahren mit Urteil vom 29.09.2017 auf Antrag des Unternehmens "The Gillette Company" entschieden. Sofern die beklagten Unternehmen, darunter auch die "Wilkinson Sword GmbH", dagegen verstoßen, droht ihnen unter anderem ein Ordnungsgeld bis zu 250.000 Euro. Das Gericht hat überdies angeordnet, entsprechende Rasierklingeneinheiten an einen Gerichtsvollzieher herauszugeben. Dem weiteren Antrag der Klägerin, die bereits ausgelieferten Produkte zurückrufen zu lassen, ist das Gericht dagegen nicht nachgekommen (Az.: 9 O 1362/17).

Konkurrenzprodukte deutlich günstiger

Die Klägerin ist Inhaberin des europäischen Patents EP 1 306 172 B1, welches dem Schutz von Teilen des Nassrasierers "Mach 3“ dient. Dabei steht insbesondere die Verbindung der Klingen mit dem Handgriff des Rasierers im Vordergrund. Die beklagten Unternehmen haben Rasierklingenköpfe auf den Markt gebracht, die ebenfalls mit dem Handgriff des Nassrasierers "Mach 3" kompatibel sind. Diese Klingen werden unter anderem von großen Drogerieketten deutlich günstiger angeboten.

Keine andere Bewertung wegen Nichtigkeitsklage beim Bundespatentamt

Das Gericht hat jetzt entschieden, dass das Produkt der Beklagten das Schutzrecht der Klägerin verletzt. Die Rasierklingeneinheit weise die in dem Patent beschriebenen Merkmale auf. Dem Erlass einer einstweiligen Verfügung stehe auch nicht entgegen, dass derzeit eine Nichtigkeitsklage beim Bundespatentamt anhängig sei, mit dem Ziel, das streitige Patent zu vernichten. Daraus folge zwar, dass die Kammer sich im Hinblick auf die weitreichenden wirtschaftlichen Konsequenzen der nunmehr vorläufig getroffenen Entscheidung mit der Frage auseinander setzen müsse, ob das Patent Bestand habe. Jedoch sehe das Gericht entgegen dem Vorbringen der Beklagten keine Anhaltspunkte, die das Vertrauen in den Rechtsbestand des geprüften Schutzrechts erschüttern. Es habe sich insbesondere mit den einzelnen Entgegenhaltungen auseinandergesetzt und auch hervorgehoben, dass dieses Patent seit 19 Jahren Bestand habe. Gegen das Urteil kann Berufung eingelegt werden.

LG Braunschweig, Urteil vom 29.09.2017 - 9 O 1362/17

Redaktion beck-aktuell, 29. September 2017 (dpa).