Ebay verklagt Amazon wegen dubioser Versuche zur Abwerbung von Top-Verkäufern

Der Online-Handelskonzern Ebay verklagt Amazon, weil der Konkurrent angeblich in großem Stil auf illegale Weise Top-Verkäufer abwerben wollte. Mitarbeiter von Amazon sollen über Jahre hinweg Ebays E-Mail-System ausgenutzt haben, um besonders absatzstarke Händler mit verdeckten Nachrichten auf die eigene Plattform zu locken. Dies geht aus der am 17.10.2018 (Ortszeit) bei einem US-Gericht eingereichten Klageschrift hervor.

Ebay: Systematisches und koordiniertes Vorgehen

Laut Ebay handelte es sich dabei um ein breit angelegtes "Komplott". Ab 2015 haben demnach Dutzende von Amazon-Vertretern Ebay-Konten eröffnet und versucht, über das E-Mail-System für Mitglieder des Internethandelsplatzes "viele Hunderte" von Verkäufern dazu zu bewegen, Produkte bei Amazon anzubieten. Der "Missbrauch" sei systematisch und koordiniert mit dem Ziel erfolgt, Ebay zu schaden. Ebay fordert Unterlassung sowie Schadenersatz und Geldstrafen. Amazon wollte sich auf Nachfrage nicht zu der Klage äußern. Beide Unternehmen sind stark auf unabhängige Händler angewiesen, die ihre Waren auf ihren Online-Plattformen verkaufen.

Gezielter Einsatz von Code-Wörtern, Abkürzungen und Umschreibungen  

Der Klageschrift nach gingen die Amazon-Mitarbeiter strategisch vor und waren sich durchaus im Klaren, dass ihre Aktionen verboten waren. So sollen bei den Avancen gegenüber den Verkäufern gezielt Code-Wörter, Abkürzungen und Umschreibungen benutzt worden sein, die es Ebay erschweren sollten, sie per Schlagwortsuche zu finden. Der Firmenname wurde demzufolge mit Satzzeichen wie Punkten oder Bindestrichen bewusst umgestaltet, sodass er in E-Mails statt als Amazon etwa als AMZ, A.M.Z.N. oder a-m-a-z-o-n erschien. Laut Ebay wurden ausgeklügelte Methoden angewandt, um Spuren zu verwischen.

Ebay verbietet Absprachen über sein E-Mail-System für Geschäfte außerhalb seines Handelsplatzes

Ebays internes E-Mail-System ist für die Kommunikation zwischen Mitgliedern der Plattform untereinander oder auch mit dem Unternehmen vorgesehen. Dabei gelten jedoch klare Vorschriften, Absprachen für Geschäfte außerhalb von Ebays Handelsplatz sind nicht erlaubt. Brisant für Amazon: Teile der Klage stützen sich auch auf Aussagen von Mitarbeitern, die angeblich an solch dubiosen Abwerbeaktionen teilgenommen haben. Es habe sich um ein ganzes Team gehandelt, das "aktiv Verkäufer sucht, von denen wir glauben, dass sie auf der [Amazon-]Plattform erfolgreich wären", wird einer von ihnen zitiert.

Abwerbeversuche durch Amazon-Mitarbeiter aus vielen Ländern

Die Abwerbeversuche über das interne E-Mail-System wurden laut Ebay nicht nur von Amazon-Mitarbeitern in den USA, sondern auch in Ländern wie Großbritannien, Frankreich, Italien, Spanien sowie Australien und Singapur unternommen. Das US-Finanzblatt "Wall Street Journal" hatte bereits Anfang Oktober 2018 über den Fall berichtet und unter Berufung auf eingeweihte Kreise geschrieben, dass Ebay Amazon eine Unterlassungsaufforderung geschickt habe. Damals hatte eine Sprecherin von Amazon der Zeitung noch gesagt, man werde die Anschuldigungen untersuchen.

Redaktion beck-aktuell, 18. Oktober 2018 (dpa).